Biokraftstoffquote: Grüner Wasserstoff kann Beimischung von Biosprit ersetzen Tankstelle 2020
Der Jubel sollte sich dennoch in Grenzen halten. Die schlechte Nachricht geht an die Freunde des batterie-elektrischen Fahrens: Die Skepsis bei den Diesel- und Benzinverkäufern gegenüber Strom ist sehr, sehr groß. Das Geschäftsmodell sei einfach schlecht, heißt es aus Fachkreisen. Strom ist ein Produkt, das man nicht kennt und nicht selbst produziert. Ähnlich wie beim Erdgas würde die Mineralölindustrie also einen branchenfremden Kraftstoff auf dem eigenen Grund und Boden anbieten – und entsprechend wenig verdienen.
Noch schwerer wiegt, dass die Fläche der Tankstellenbetriebe im Regelfall begrenzt ist. Hier ist Fluktuation gefragt: Ankommen, Volltanken, Zeitung, Wasser und Schokolade kaufen, vielleicht noch ein Toilettengang, und zehn Minuten später darf der nächste Kunde Umsatz generieren. Die Standzeit auf dem Gelände durch ladende Elektroautos ist unattraktiv, aus Sicht der in Energiedingen konservativ Denkenden sogar Blockadezeit. Es darf darum als vorbildlich gelten, wenn etwa TOTAL an immer mehr Tankstellen Strom aus Multichargern bereitstellt. Ein Modell, das mutmaßlich selten bleiben wird.
Psychologische Nähe zum gasförmigen Wasserstoff
Es wirkt so, als wäre der Strom, weil er unsichtbar und nicht in Tanklastzügen abfüllbar ist, irgendwie verdächtig. Vertraut dagegen ist der Umgang mit etwas Stofflichem wie Wasserstoff in der Gasphase. Die Affinität zum H ist bei den Mineralölkonzernen wesentlich größer als zu fließenden Elektronen.
Werner Diwald, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbands e.V. und ehemals Vorstand bei ENERTRAG sowie Entwickler und Errichter eines Hybridkraftwerks in der Uckermark, sieht im Elektrolysegas besonders viele Vorteile vereint: „Die Dreiteilung des Energiemarktes in Mobilität, Strom und Wärme kann mit Grünem Wasserstoff überwunden werden“, so Diwald. Grundsätzlich sei die Frage, wie man überschüssigen Strom speichern könne, wobei die schlechteste Lösung immer die Rückverstromung sei: „Im Verkehrssektor ist die Anwendungsbreite sehr groß und reicht vom langstreckentauglichen Brennstoffzellenauto bis zum schweren Nutzfahrzeug.“
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