Der Artikel liest sich so als wäre der Author unterkoffeiniert und etwas grumpy drauf gewesen. Der Artikel ist nun nicht falsch, aber es fehlt mir sehr oft eben das "aber". Da ich den H3 besitze möchte ich dieses "aber" nun nachliefern.
Disclaimer: Ich betreibe den H3 headless als Home-NAS (Datengrab, Adblocker, Twonky, JD2, usw.). Debian Stable (in der Dietpi Variante, dietpi.com). 32GB EMMC für's System, 512GB SSD und 2x8TB WD Red Platten. 4 GB Ram, 1x 1GB Ethernet. Gehäuselüfter vor den Festplatten (auf der anderen Seite der CPU).
- Gehäuse: Ja, das Gehäuse fungiert unter "Das muss nicht schön aussehen, das muss funktionieren". Wer auf semitransparente Sichtfenster und RGB Beleuchtung steht, wird hier enttäuscht. Ich war zunächst auch skeptisch aber nach dem Zusammenbau von dem Typ 1 Gehäuse (2x 3.5 Platten) doch positiv überrascht. Die Gehäuseteile sind sauber entgratet und passgenau. Da greift alles ineinander und hinterher zusammengeschraubt ist alles stabil, da wackelt nix. Der Formfaktor ist so gewählt dass die Breite exakt den einer 3.5" Festplatte entspricht. Lob an Hardkernel: Jedes Gehäuse hat nen Zusamenbau Youtube Video, sehr praktisch: https://www.hardkernel.com/shop/odroid-h3-case-type-1/
- EMMC: Der entscheidende Faktor hier ist: Der EMMC Speicher ist als normales "Massenspeichergerät" angeschlossen. Im UEFI/Linux kann der wie eine SSD oder Festplatte benutzt werden. Bei Einplatinen-Rechnern wahrlich keine Selbstverständlichkeit, erleichtert die Benutzung ungemein. Der Speicher schafft ca. 240MB/s Lesen und 100MB/s Schreiben. Keine Rekorde aber für ein headless Linux völlig ausreichend.
- Ethernet: Also ich weiss nicht ab wann eine Linux-Distri als "jung" genug gilt, aber unter Debian Stable funktionieren beide NICs out-of-the-box. Richtig ist, dass der aktuelle Kerneltreiber zwar eine 1 GBit/s Leitung ausreizen kann, aber bei 2,5GBit/s schwächelt. Realtek bietet einen aktuelleren GPL-Treiber über ihre Webseite an der das Problem löst. Langfristig dürfte der dann in den Kernel wandern. Hardkernel beschreibt das hier im Wiki: https://wiki.odroid.com/odroid-h3/hardware/install_ethernet_driver_on_h3plus
- A propos Ethernet: Vergessen zu erwähnen wurde dass Hardkernel schon für den H2 eine Erweiterungskarte für den M.2 Slot mit 4x 2.5 GBit/s Ethernet anbietet. Bisschen nischig, aber für einige Anwender dürfte 6x 2.5 GBit/s Ethernet ein Kaufgrund sein.
- "zahlreiche unübersichtliche Optionen für PowerLimits". Tja, man könnte ja einfach mal das Wiki lesen... Das die Optionen unübersichtlich und nicht intuitiv sind, dafür kann man sich bei Intel bedanken. Und bei Hardkernel dass sie diese überhaupt zugänglich und dokumentiert haben.
Interessant ist hier eigentlich nur der "Power Limit 4 (PL4)" Wert. Das ist neu bei Intel und stellt die "Package Power". Details siehe Wiki, aber tl;dr: Wertebereich 0-48000. 9000 (3Watt) - 15000 (5Watt) - 21000 (7Watt) - 30000 (10Watt (default)) - 48000 (16Watt) - 0 (16Watt). Es wird mehrmals an verschiedenen Stellen darauf hingewiesen dass bei höherer Package Power ein Lüfter notwendig ist.
https://wiki.odroid.com/odroid-h3/hardware/unlimited_performance_mode
- "Die M.2 Fassung verträgt ausschliesslich NVME-SSDs..." Schönes Beispiel für den negativen Unterton der sich durch den Artikel zieht. "Ausschliesslich" suggeriert dass dem Anwender hier war entgeht. Das M.2 NVME Slots schlicht Standard sind und man M.2 SATA SSDs mit der Lupe suchen und die dann auch noch teurer bei deutlich weniger Leistung sind, sollte bekannt sein. Eine neutrale Formulierung wäre "Die M.2 Fassung verträgt NVME-SSDs. SATA-SSDs funktionieren nicht."
- Der Kritikpunkt der SATA-Anschlüsse ist korrekt. Leider haben keine Standardstecker mehr ans Board gepasst. Zumindest sind's dieselben wie beim Vorgängermodell und eine Daten-/Powerkabel Bundle kostet bei antratek.de faire 5,95€. Dafür sind's dann halt auch "echte" SATA-Anschlüsse und keine kruden Frickeleien (looking at you Raspi)
- Video-Beschleunigung: Ok, unter Standard-Ubuntu ruckelt's im Firefox. Wie wär's wenn man dann einfach den richtigen Treiber installiert und konfiguriert?? Selbst im Ubuntu Wiki steht "Die Videobeschleunigung wird unter Ubuntu bisher von Haus aus leider nur sehr stiefmütterlich behandelt. Es müssen daher einige Pakete nachinstalliert und ggf. ein Personal Package Archiv (PPA) eingebunden werden." https://wiki.ubuntuusers.de/Video-Dekodierung_beschleunigen/ Man kann von einem c't Author dann doch erwarten dass er zumindest darauf hinweist. Ich betreibe unter Windows ne RTX 3090 auch nicht mit'm Standard VGA Treiber und beschwer mich dann das Crysis ruckelt...
Hier noch einige Erfahrungen die ich mit meinem System gemacht habe:
- Gehäuse wie gesagt sehr positiv überrascht. Stabiles Metall, durchdachte Konstruktion.
- Temperaturen völlig problemlos. Im Leerlauf die CPU bei 34° (16° kalter Raum). Festplatte bei 20°. Nach ca. 8 Stunden Datenbackup (von intern auf intern) CPU bei 40°, Platten bei 30°. Lüftersteuerung über's UEFI unauffällig.
- Debian/Dietpi Installation ohne Probleme. Alles läuft out-of-the-box. Ausser man will 2.5 GBit/s Ethernet, da brauchst's dann noch einen extra Treiber.
- Hardkernel pflegt ein gutes Wiki auf "nerdisch" ohne SchnickSchnack wie es sein soll: https://wiki.odroid.com/odroid-h3/start
- WD Red Platten nerven. Kein Standby über Standardmechanismen möglich, aber mit hd-idle geht's dann doch (https://github.com/adelolmo/hd-idle). Hätte ich vorher wissen können aber auf die harte Tour gelernt. Wer sich ein Fertig-NAS (Qnap, Synology, usw.) mit WD Reds kaufen will, sollte vorher checken ob man hd-idle irgendwie zum Laufen kriegt. Ansonsten dauerlaufende Platten mit entsprechendem Geräuschpegel und Stromverbrauch.
So long, hoffe dass der eine oder andere sich jetzt doch nicht abgeschreckt fühlt und dem H3 ne Chance gibt. Für mich aktuell eine der besten Lösungen für ein Selbstbau-NAS.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (14.01.2023 16:21).