Es war klar, dass wir im ländlichen Raum von der Telekom vernachlässigt werden. In Teilen unserer Gemeinde gab es kein DSL, sondern nur ISDN.
Da haben wir angefangen unsere FTTH Glasfasern selbst zu verlegen. Seit einigen Jahren ist unsere komplette Großgemeinde mit Glasfaser bis in jedes Haus angeschlossen, bis zum letzten Aussiedlerhof. Mit redundanter Anbindung an mehrere Backbones, mit Ringleitungen und allem Komfort und zurück. Das Projekt läuft gut und trägt sich selbst. Datenraten von 1000 Mbit/s Down- und 1000Mbit/s Upstream sind kein Problem. Und die Datenraten sind zukünftig fast beliebig zu erhöhen.
Jetzt wo der Telekom von der Netzagentur praktisch das Monopol für Vectoring zugesprochen wurde, wissen wir, dass wir alles richtig gemacht haben. Die Telekom will den Deutschen wieder und wieder das lahme Kupfernetz als neu verkaufen, welches sie seinerzeit vom Bund geschenkt bekam.
Round about 10 Millionen Euro hat uns das für etwa 11000 Einwohner gekostet. Die Gemeinde hat dafür einen Eigenbetrieb eingerichtet. Die meisten Finanzmittel sind als langfristige Kredite aufgenommen. Die Benutzer bezahlen das Netz peu à peu zurück. Die Anschlüsse waren während der Ausbauphase kostenlos. Ein nachträglicher Anschluss kostet jetzt natürlich je nach Aufwand.
Ich glaube wir haben aus Berlin 50.000 Euronen Förderung bekommen, also nur einen Tropfen auf den heißen Stein. Die Zinsen sind momentan aber günstig, so dass wir mit der Finanzierung sogar besser hinkommen als geplant. Die Gelder sind mit dauerhaft festem Zinssatz aufgenommen, so dass uns auch eine allgemeine Zinsänderung nicht in die Suppe spucken kann.
Wir haben mehrere redundante Backbone-Anbindungen jeweils mit einem Tbit/s down/up, glaube ich. Wir haben ein Ping von 3-4 ms. Für den User ist der Uplink minimal 50Mbit/s. Die Datenraten sind übrigens garantiert. Also nicht diese schwammigen "bis-zu" Werte. Mit dem Nachbarn muss man sich nichts teilen, der hat ja seine eigenen Fasern.
Für die verschiedenen Tarife guckt man am besten hier bei der Rhönnet:
http://www.rhönnet.de/
Zu beachten ist, wie auf den Preisblättern angegeben, dass jeder Anschluss im Monat EUR 20,- für die Finanzierung des Netzes bezahlt. Das ist nicht wenig, aber für eine Gemeinde die sich entwickelt und weiter entwickeln will ist das m.E. tragbar.
Voraussetzung für die Machbarkeit war, dass 60% der Haushalte mitmachen. Das haben wir auch erreicht. Alle politischen Parteien haben bei dem Projekt an einem Strang gezogen. Sogar in die gleiche Richtung! Die privaten Haushalte die nicht mitmachten, haben halt noch ihren Telekom-Anschluss mit z.B. "bis zu" 16/1 und schlechter.
Ich persönlich habe mich von Herzen gerne von der monopolistischen hochnäsigen Telekom komplett verabschiedet.
Vier Sachen noch:
1. Ich surfe hier mit echten 300 Mbit/s Downstream und 300Mbit/s Upstream. Meist sind es sogar 320.
2. Wir haben in allen öffentlichen Einrichtungen und an vielen öffentlichen Plätzen in unserer Großgemeinde freies WLAN.
3. Immer dran denken: Wir sind ländlicher Raum!
4. Und wir liegen mitten in unserer schönen neuen Komplettrepublik in der Nähe von Fulda an der A7 und an der A66. In unserem Industriegebiet sind noch Grundstücke für High-Tech-Investoren vorhanden ;-)
Gruß Harald Friedrich