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  • voky

2 Beiträge seit 01.09.2006

Re: Oh je, Da hat jemand Cynefin falsch interpretiert!

Eine kleine Ergänzung zum Cynefin Framework. Der frühste mir bekannte Überblicksartikel ist der mit dem Titel "The new dynamics of strategy: Sense-making in a complex and complicated world" aus dem Jahr 2003 von Kurtz und Snowden. Wenn man nach dem Titel in Google Scholar sucht findet man den Artikel auch als PDF.

Die Autoren geben in dem Artikel ganz klar an, dass sie Cynefin nicht als Kategorisierungsframework, sondern als Sense Making Framework verstehen und erläutern diesen Unterschied u.a. auf Seite 468. Sie sprechen auch nicht von Kategorien (auch nicht im von Herrn Wolff erwähnten Artikel), sondern Domänen und einer der wichtigsten Domänen, die der disorder (wir wissen überhaupt nicht wie wir das Problem angehen sollen) wird hier gar nicht erwähnt. Nach den Autoren soll Cynefin u.a. zwei Zwecken dienen. Zum einen sollen Entscheider aufhören jedes Problem gleich anzugehen, nur weil sie bisher einzig den Hammer aber nicht den Schraubendreher kennen gelernt haben. Zum anderen sollen sie sich darüber bewusst sein, dass sich die Situation jederzeit ändern kann und sie vom Hammer zum Schraubendreher wechseln müssen. Daher vermeiden die Autoren von Kategorisierung zu sprechen, da dies meist impliziert, dass danach ja völlig klar ist wie man sich bis zum Ende des Projekts zu verhalten hat.

Desweiten haben die Autoren sich auch Gedanken darüber gemacht, wie man sich von einer Domäne in eine andere bewegen kann und welche Vorteile und Nachteile dies hat. Dies kann man ab Seite 475ff. nachlesen.

Best Practices kann es nur dort geben, wo Problem und Lösung für jeden sofort ersichtlich sind. Sobald aber Diskussionsraum da ist, kann es meist nur noch eine good practice sein, weil nicht klar ist welche Möglichkeit tatsächlich besser ist.

Das Cynefin Framwork ist übrigens recht komplex und schwer zu verstehen, wofür es auch häufig kritisiert wird ;-)

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