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  • Draketo

592 Beiträge seit 31.03.2004

Re: Nicht Softwarepatente sondern Trivialpatente regen mich auf

Auch wenn ein Entwickler Jahre in einen Algorithmus steckt, baut er
trotzdem auf alten Algorithmen auf und nutzt andere Mechanismen. 

Außerdem ist ein Algorithmus nur Mathematik, und wenn du anfangen
willst, Mathematik zu Patentieren, kannst du gleich wieder Ideen
patentieren - denn etwas anderes ist Mathematik nicht. 

Das einzige, was möglich wäre, ist die Anwendung eines Algorithmus
für eine bestimmte Aufgabe zu patentieren, aber damit patentierst du
dann das, was am wenigsten Aufwand ist, so dass das Patent zu einem
reinen Blockadepatent wird. 

Ein weiteres Problem hier ist, dass Software sich viel schneller
weiterentwickelt als andere Gebiete der Technik, und das Patente für
Software schlicht zu lange halten. 

Die meisten Programme sind nach 3 Jahren überholt, das Patent würde
aber ein Monopol auf Jahrzehnte zugestehen. 

Nimm folgende Situation: Ich schreibe ein Programm, das die
Privatsphäre wirklich innovativ schützt und lasse es patentieren. 

Dann verkaufe ich mein Patent an Microsoft/Google/... und stelle die
Entwicklung des Programmes ein. Als nächstes verklage ich jeden, der
ein ähnliches Programm schreibt. 

Voilà: Die Entwicklung von Programmen, die die Privatsphäre schützen
ist komplett aufgehalten, obwohl die Entwicklungszeit für ein
ähnliches Programm jetzt vielleicht nur noch bei einem Jahr liegt. 

Wenn die Entwicklungszeit von Programmen auf über 10 Jahre anwachsen
sollte... wird es bereits bessere Programmierumgebungen geben, mit
denen auch diese Programme schnell geschrieben werden können (sollte
das nicht der Fall sein, ist da eine Marktlücke, die sehr schnell
geschlossen werden wird - es sei den es hält jemand ein Patent
darauf). 

Gleichzeitig würden Softwarepatente die freie Softwareentwicklung
komplett zerstören, da dort Programmierer als Hobby arbeiten und
definitiv kein Geld haben, um eine Patentrecherche durchzuführen. 

Patente sind ein Werkzeug, um der Gesellschaft stark nutzende
Entwicklungen zu fördern. Dafür gibt die Gesellschaft dem
Patenthalter das Privileg, ein zeitlich begrenztes Monopol auf seine
Entwicklung zu haben. Im Gegenzug muiss der seine Entwicklung
offenlegen und Geld bezahlen (um zu zeigen, dass seine Entwicklung
entsprechend viel Geld abwirft -> krude Art um den Nutzen der
Entwicklung für die Gesellschaft zu beziffern). 

Softwarepatente würden der Gesellschaft aber weniger nutzen als sie
schaden, zumindest solange der Nutzen von Patenten nicht den
Gesamtnutzen freier Software übersteigt; auch den zukünftig zu
erwartenden - und dieser Gesamtnutzen ist enorm (siehe Google,
Webserver, ... der Großteil nutzt freie Software). 

Wie oben geschrieben widersprechen Softwarepatente auch dem
grundlegenden Programmierkonzept, da beim Programmieren die Nutzung
von früheren Werken direkt zum Handwerkszeug gehört (wer anderer
Meinung ist: Compiler sind auch frühere Werke, genau wie
Skriptumgebungen. Viel Spaß beim Tippen von Nullen und Einsen... ). 

(habe den Kommentar gerade auch auf meiner Seite gepostet; so bleiben
Texte erhalten: 
-
http://draketo.de/licht/politik/leserbriefe-kommentare-und-hnliches/s
oftwarepatente-sind-falsch-sie-gehen-der-programm
)
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