Mehr als Sternschnuppen: Was Fotografen zum Geminidenstrom 2018 wissen müssen 12 Kommentare

Sternschnuppe und Menschen - auch solche Bilder sind während des Geminidenstroms 2018 möglich. (Bei dem Originalbild handelt es sich um ein Hochformat, das für den Beitrag beschnitten wurde.)
(Bild: Helmut Schnieder)
Der Geminidenstrom von Anfang bis Mitte Dezember liefert besonders reizvolle Motive für Fotografen. Wir verraten, wann Sie wo gute Bilder schießen können.
Für Sternenfreunde und Astrofotografen geht ein Rekordjahr zu Ende: Während in normalen Jahren in Deutschland 40 sternenklare Beobachtungsnächte vorkommen, waren es 2018 über 100 sternenklare Nächte. Jetzt hoffen wir auf den krönenden Abschluss mit einem sternschnuppenreichen Geminidenstrom vom 04. Dezember bis 17. Dezember 2018.
Der Mond spielt auf jeden Fall mit. Am 07.12.18 ist Neumond und der anschließend zunehmende Mond wird den Geminidenstrom bis zum 17.12. nur bis maximal Mitternacht stören. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen: Der Monat Dezember hat im Durchschnitt nur zwei bis vier klare Nächte. Ursachen dafür sind die warmen Wasseroberflächen von Nord- und Ostsee, welche starken Einfluss auf das Wetter im Binnenland haben. Strömt Meeresluft ins Binnenland, so kommt es dort im Winter automatisch zu Nebelbildung oder zur Entstehung von tiefen Wolkendecken. Denn die feuchte Meeresluft kühlt sich hier in den Nächten viel stärker ab, als über dem Meer.
Zu welchen Beobachtungszeiten kann das Mondlicht während des Geminidenstroms störend Einfluss nehmen? Alle Zeitangaben beziehen sich auf den Längengrad von Frankfurt am Main.
Datum | Mondaufgang | Monduntergang | Sichtbare Mondoberfläche in % |
04.12.2018 | 2:58 Uhr | 16,3 | |
05.12.2018 | 04:14 Uhr | 8,8 | |
07.12.2018 | Neumond | - | |
11.12.2018 | 19:41 Uhr | 11 | |
12.12.2018 | 20:33 Uhr | 17,8 | |
13.12.2018 | 21:28 Uhr | 25 | |
14.12.2018 | 22:29 Uhr | 34,4 | |
15.12.2018 | 23:31 Uhr | 43,6 | |
16.12.2018 | - | - | |
17.12.2018 | 00:35 Uhr | 53 |
Auf in die Rhön
Wenn möglich, suchen Sie sich für Ihr Sternschnuppen-Shooting ein Platz im Gebirge. Von den deutschen Mittelgebirgen ist der Sternenpark Rhön mit 600 bis 900 Meter hohen Bergkuppen ein Paradies für Sternenfreunde. Gerade in den Wintermonaten liegen diese Kuppen oft über den Wolken. Während der Abenddämmerung kommt es zu einer raschen Abkühlung der Luft über den Bergkuppen. Die kalten schweren Luftmassen fließen dann von den Berghängen in die Tallagen ab. Dieser Vorgang lässt über den Dörfern der Rhöntäler eine dicke Wolkendecke entstehen, diese wirkt dimmend auf die Straßenbeleuchtung der Dörfer und Städte in dieser Region ein. Deshalb beobachten wir hier im Winter nur einen moderaten Lichtsmog. In den Tallagen werden durchschnittlich 40 Sonnenstunden im Monat Dezember registriert, während es auf den Bergkuppen zeitgleich bis zu 100 Sonnenstunden sein können.
Eine weitere Alternative sind die Halligen der Nordsee. Bei passender Wetterlage liegen diese kleinen Inseln unter einem wolkenlosen Himmel, obwohl zur gleichen Zeit über dem nahen Festland eine dicke Wolkendecke hängt.
Bei der Suche nach einem geeigneten Beobachtungs- und Foto-Ort kann auch die Lichtverschmutzungskarte von blue-marble.de hilfreich sein.
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Der Geminidenstrom
Auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne kreuzt die Erde jedes Jahr Anfang Dezember den Geminidenstrom. Der Asteroid 3200 Phaeton umkreist in 524 Tagen die Sonne. Er hinterlässt dabei einen "Schlauch" von Mikrotrümmern, aus welchen der Geminidenstrom entspringt. Die Teilchengröße dieser Trümmer liegt in der Regel bei wenigen Millimetern. Dennoch können diese kleinen Teilchen beim Eintritt in die Erdatmosphäre beachtliche Sternschnuppen hervorbringen. Die Trümmerteilchen treten mit einer Geschwindigkeit von 35 km/s in die Hochatmosphäre (100 km Höhe) ein. Durch Reibung an den dort vorhandenen Gasmolekülen verglühen die etwa erbsengroßen Teilchen. Bei diesem Vorgang kommt es zur Ionisation der Gasmoleküle, da durch die starke Reibung den Gasmolekülen Elektronen entzogen werden. Beim anschließenden Wiedereintritt der Elektronen in ein Gas-Ion tritt ein helles Leuchten auf. Diese Erscheinung wird Rekombinationsleuchten genannt. Der gesamte Vorgang ereignet sich in wenigen Sekunden.
Mit unseren Augen erkennen wir dabei die sogenannte Ionisationsspur, welche volkstümlich Sternschnuppe genannt wird. Die Geminiden erzeugen eine gelbe Ionisationsspur. Die größte Wahrscheinlichkeit Sternschnuppen ins Bild zu bekommen, ist von 0 Uhr bis zum Beginn der Morgendämmerung, weil die Erdatmosphäre dann eine direkte Front zum Geminidenstrom einnimmt. Der Punkt (Radiant) von dem die Sternschnuppen herzukommen scheinen, liegt unmittelbar in der Nähe des Sterns Castor im namensgebenden Sternbild Zwillige (lat. Gemini).
Tabelle zum auffinden des Sternbildes Zwillinge: Es handelt sich um ungefähre Angaben, weil das Sternbild Zwillinge 30 Grad breit ist, können keine exakten Positionsangaben gemacht werden. (Alle Brennweitenangaben beziehen sich auf Vollformatkameras.)
Datum |
Ostnordost |
Osthimmel | Südsüdosthimmel | Südhimmel | Südwesthimmel |
04.12.2018 | 21 Uhr | 23 Uhr | 02 Uhr | 03 Uhr | 05 Uhr |
15.12.2018 | 20 Uhr | 22 Uhr | 01 Uhr | 02 Uhr | 04 Uhr |
Objektiv-Empfehlung | 14 mm, 21 mm, 24 mm | 21 mm, 14 mm | 14 mm Hochformat | 14 mm Hochformat | 14 mm, 21 mm Hochformat |
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(Helmut Schnieder) /
(ssi)