Dürre in Deutschland: Stadt, Land – kein Fluss mehr!
Warum müssen wir uns plötzlich Sorgen machen, ob noch genug Wasser zum Duschen, Ackern, Autobauen da ist? Die Situation in Berlin und Brandenburg zeigt's.
- Karsten Lemm
Der Heubach hat sich verflüchtigt. Über Jahrtausende hinweg plätscherte er über die Barnimer Hochfläche im Nordosten Berlins bergab in Richtung Müggelsee; zog Siedler an, die sich niederließen, wo immer sein Wasser Leben spendete – Menschen, Tiere, Pflanzen, alle tranken aus dem gut 34 Kilometer langen Flüsschen, das die Slawen "senca" (Heubach) nannten und die Deutschen Senitz, ehe es seinen heutigen Namen Fredersdorfer Mühlenfließ bekam.
"Dies ist ein besonders steiles Stück, hier war historisch die Mühle", sagt Martin Pusch. "Bisher ist hier zumindest im Winterhalbjahr immer Wasser geflossen." Nun schaut der 63-Jährige von der Brücke, die in Schöneiche bei Berlin über den einstigen Bach führt, hinab in eine vertrocknete Senke. Laub, Sand, Steine, hier und da ein wenig Gras – aber nicht einmal ein Rinnsal ist geblieben vom Mühlenfließ. Nur Findlinge, die sich durch die Landschaft ziehen, zeigen an, wo das Wasser früher so stürmisch bergab floss, dass es gebremst werden musste.
(Bild: Karsten Lemm)
Das Wasser macht sich rar
Ein Drama ist das, ein klarer Warnruf der Natur – zumindest für den Experten. "Dass ein Bach austrocknet, ein größeres Alarmsignal gibt es ja gar nicht", sagt Pusch, der am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im wenige Kilometer entfernten Friedrichshagen eine Forschungsgruppe zu Ökologie und Management von Fließgewässern leitet. "Einer der besten Indikatoren für den Wasserhaushalt ist die Wasserführung der Fließgewässer", erklärt er. "Weil das der Überschuss ist, der aus der Landschaft herausfließt."