Missing Link: Regulierer vs. Monopolisten – Streit im Markt der Peering-Anbieter
Große Netzbetreiber schalten sich zum Peering zusammen – oder leiten Daten per Transit nur durch. Um Monopolstellungen und Kosten ist heftiger Streit entbrannt.
(Bild: Gorodenkoff / shutterstock.com)
- Monika Ermert
Die ganze Schweiz ist von der Swisscom besetzt. Die ganze Schweiz? Nein, ein unbeugsamer Glasfaseranbieter kämpft gegen das Preisdiktat des großen Netzbetreibers auf seinem (Transport-) Weg zu freien Schweizer Netznutzern. Eine Geschichte über Internet Peering, Transit und Stratego-Spiele bei der Zusammenschaltung von Netzen.
To peer or not to peer
Vor acht Jahren zog Fredy Künzler gegen die einseitige Aufkündigung des kostenfreien Netzzusammenschlusses zwischen seiner Firma Init7 und dem Netz der großen Swisscom vor Gericht. Ende April bestätigte das Schweizer Bundesverwaltungsgericht letztinstanzlich: Die Swisscom hat ihre Vormachtstellung am Markt ausgenutzt, um dem kleineren Mitbewerber künftig eine "Maut“ für den Datenverkehr zu den Swisscom-Kunden abzuknöpfen. Sollte dieses Urteil Schule machen?
Der acht Jahre dauernde Rechtsstreit mit dem Alt-Monopolisten bereitet Künzler heute keine schlaflosen Nächte mehr, auch wenn er noch nicht wirklich zu Ende ist. Das Gericht hat ihm erst einmal Recht gegeben mit seiner Beschwerde, dass die Swisscom mindestens zwischen 2012 und 2016 wettbewerbswidrig – und als Monopolist – gehandelt hat.
2012 kündigte die Swisscom der Init7 die bis dahin geltende Vereinbarung über den Austausch von Datenverkehr auf, bei dem jeder seine eigenen Kosten trägt. Statt des sogenannten Peerings bot die Swisscom der Init7 einen Vertrag als Transitnehmer an. Sobald die Init7 doppelt so viel Datenverkehr an die Swisscom lieferte wie entgegennahm, sollte der kleinere Partner Gebühren bezahlen.
Peering und Transit
Peering und Transit sind die beiden Arten der Zusammenschaltung von Einzelnetzen zum Netz der Netze. Von Peering spricht man, wenn Netze an privaten oder öffentlichen Netzknoten zusammengeschlossen werden, um Datenverkehre direkt auszutauschen; und weil kein einzelnes Netz sich an alle anderen rund 65.000 Teilnetze, auch Autonome Systeme (AS) genannt, direkt anschließen kann, gibt es sogenannte Transitprovider, deren Leitungen Länder und Kontinente miteinander verbinden.
Der Transit galt schon immer als Dienstleistung, die man zu bezahlen hatte. Beim Peering, bei dem man sich mit möglichst vielen anderen benachbarten Netzen zusammenschließt, tragen die Partner jeweils ihre eigenen Kosten. Transit und Peering werden gern als Kitt des Internets bezeichnet, die Maschen, die das Geflecht an Leitungen weltweit zusammenknüpfen.