Schatten für die überhitzte Erde

Schatten für die überhitzte Erde

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Pearson, der sich selbst als "Erfinder des Raumaufzuges" bezeichnet, argumentiert aber, die Kosten würden nur "einen Bruchteil" dessen ausmachen, was die vom Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) veranschlagten Emissionsminderungen an wirtschaftlichen Schäden verursachen würden.

Michael Khan, Missionsanalytiker der europäischen Raumfahrtagentur Esa, hält die Pläne dennoch für unrealistisch: "Diese Schäfermonde, die deutlich über einen Kilometer groß sein müssen. Wollen wir solche Brummer wirklich in nur etwa 1300 Kilometer Höhe in einer Kreisbahn über dem Äquator haben?", fragt Khan. "Was, wenn dabei etwas schiefgeht?" In jedem Fall sei jedoch mit einer erheblichen Störung des Satellitenbetriebes um die Erde zu rechnen, sagt Kahn. "Selbst ohne Ring sind wir schon an dem Punkt, wo sich die Population von Weltraumschrott verselbstständigt."

Vorschläge zur Rettung der Erde gibt es mittlerweile genug – die Aufzählung ließe sich noch um mindestens das Doppelte erweitern. "Wie die Vergangenheit lehrt, bringt steigender Leidensdruck den Ingenieur dazu, technische Lösungen zur Linderung des aktuellen Problems zu finden", sagt Peter Wilderer, "es ist nur eine Frage der Zeit, bis das geballte Wissen der Natur- und Technikwissenschaften Technologien zur Beherrschung des globalen Klimas hervorbringen wird." Gemeinsam mit dem Club of Rome hat der emeritierte Professor der TU München im Herbst eine exklusive internationale Tagung organisiert, um – abseits der Öffentlichkeit – über "Die Kunst, verantwortungsvoll mit unserem Planeten umzugehen" zu diskutieren. Das Fazit der versammelten Experten: Es ist unbedingt nötig, die Folgen einer großtechnischen Klimabeeinflussung mithilfe von Modellrechnungen abzuschätzen. Gleichzeitig müsse so schnell wie möglich auf UN-Ebene ein internationales Schiedsgericht etabliert werden.

Denn mit der Entwicklung technischer Möglichkeiten der Klimakontrolle würden zwangsläufig auch politische Streitigkeiten entstehen. Die schwierigste Frage, bestätigt Caldeira, sei ohnehin die der Rückwirkung der Forschung auf Politik und Gesellschaft. Wie könne man verhindern, dass Geo-Engineering-Konzepte von der Politik als billige Entschuldigung genommen würden, um einfach weiterzuwursteln wie immer? "Aus einer spieltheoretisch-ökonomischen Perspektive ist das nicht mal irrational", klagt Caldeira. Für alle, die Vorstellungen von Sonnenschilden und Schwefelballons ohnedies gruselig finden, hat Caldeira aber auch Trost parat: "Immer mehr Leute denken, dass Geo-Engineering ein wichtiger Forschungszweig ist", sagt er. "Aber einer der Gründe für diese wachsende Zustimmung ist, dass manche Leute damit beweisen wollen, dass Klimakontrolle schlicht nicht funktioniert." (bsc)