Schluss mit Desktop

Viel weniger als ein herkömmlicher PC kostet ein halbwegs ausgestattetes Tablet nicht, wenn überhaupt. Da entscheiden immer mehr Käufer sich fürs Tablet. Ein solcher Trend muss Konsequenzen fürs Webdesign haben, meint iX-Redakteur Henning Behme.

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  • Henning Behme

Viel weniger als ein herkömmlicher PC kostet ein halbwegs ausgestattetes Tablet nicht, wenn überhaupt. Selbst, wenn auf dem Tablet kein Apfel prangt. Oft müssen Kaufwillige sich zwischen beiden entscheiden. Kein Wunder, dass die PC-Käufe signifikant zurückgehen, wie die Marktanalytiker von Gartner und IDC konstatieren. Im Weihnachtsquartal, so errechnete Gartner im Januar, bedeutete das ein Minus von 4,9 % gegenüber dem Vorjahrsquartal. IDC sieht gar ein Rückgang um 6,9 % (Mitteilungen und weitere Verweise unter „Alle Links“). Das alles trotz Windows 8.

Zwar verkauften sich Windows-8-Lizenzen nach Microsoft-Angaben im Herbst so gut wie ihre Vorgänger. Die Marktbeobachter der NPD Group jedoch verglichen mit dem 4. Quartal 2011 und erkannten bei Windows-Rechnern ein Minus von gut 20 %. Unterm Weihnachtsbaum kamen die kleinen Smartphones und Tablets anscheinend erheblich besser an als klobige Desktops. Was außer dem geringeren Gewicht und dem Sex-Appeal vor allem daran liegt, dass von Facebook oder Google+ bis Dropbox vieles, das früher einen PC erforderte, ohnehin im Netz stattfindet. Vor allem Surfen.

Das hat Folgen. Denn wenn dieser Trend zum Mobilen sich fortsetzt, sind Konsequenzen fürs Webdesign unausweichlich. Nach Jahren, in denen Webworker unterschiedliche Seiten für die diversen Desktop-Browser entwerfen mussten, droht nun eine Zeit, in der sie für Webseiten eine Palette an Bildschirmgrößen vorsehen müssen.

Eine Tortur. Das haben viele schon vor Jahren empfunden und über künftiges Webdesign nachgedacht. Waren im Böse-Browser-Zeitalter Techniken wie Progressive Enhancement und Graceful Degradation entstanden, die allen etwas zeigten und manchen etwas mehr, kommen im max-width-Zeitalter Responsive Design und Mobile First als Schlagwörter zum Tragen.

Schluss mit Design nur für den Desktop, heißt die Devise. Im Extremfall gehen Webdesigner nur von mobilen Geräten aus und richten alles, was die Seiten enthalten sollen, daran aus. Im glücklicheren Fall heißt die Maxime nach wie vor „Form follows function“, und es geht darum, den Inhalt auf allen Geräten gut darzustellen. Das kann in nicht allzu ferner Zukunft den Abschied von so „beliebten“ Bannerformen wie dem Skyscraper bedeuten, denn je mehr Surfer mobil unterwegs sind, desto weniger kann ein solches Anzeigenformat reüssieren. Allenfalls Besitzer von 10"-Tablets erdulden das stoisch, Smartphone-Träger sicherlich nicht.

Auf technischer Ebene heißt das, als Webdesigner mindestens die Media Queries aus CSS3 auswendig kennen zu müssen. Und wer „Mobile First!“ denkt, liegt künftig richtig.

Henning Behme

Alle Links: www.ix.de/ix1302003 (hb)