Schule digital: Was Digitalität (für die Schule) bedeutet
Weite Teile der Gesellschaft sind in der Digitalität angekommen, während Schulen am Anfang der Digitalisierung stehen. Lars Mecklenburg erklärt, was das heißt.
(Bild: Ulza/Shutterstock.com)
- Lars Mecklenburg
Die Digitalisierung der Bildung wird seit Jahren angemahnt, durch die Coronavirus-Pandemie hat diese Forderung aber eine ganz neue Dringlichkeit erhalten. Damit Kinder nicht davon abhängig sind, wie fit ihre Eltern, Schulträger und Lehrer:innen sind, müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine möglichst große Teilhabe schaffen.
Wie sollte die Digitalisierung in unseren Bildungseinrichtungen also umgesetzt werden? Wie ist es bisher gelaufen? Welche Tools und Ausstattungen haben sich schon bewährt, welche dürften und sollten kommen? Und wie könnte die Schule – nach einem großen Digitalisierungsschub – in einigen Jahrzehnten aussehen? Unsere Artikelserie "Schule digital" möchte diese Fragen weiter beleuchten.
Digitalisierung ... Done
Ein neuer Begriff findet Verbreitung: Digitalität. Verkürzt bedeutet er: Digital ist normal. Digitalität ist heute. Digitalisierung war gestern.
Wesentliche Bereiche unseres Lebens wurden digitalisiert. Folgerichtig sind sie heute digital: Wir leben in einer digitalen Welt, digitalen Gesellschaft, digitalen Kultur. Wer das hier liest, ist Teil dieser Kultur.
Die Rede von der Digitalisierung erscheint demgegenüber wie eine Rückdatierung des eigenen Denkens. Der Begriff wirkt zunehmend verbraucht und leer. Was soll es heißen, dass unsere Welt "zunehmend digitalisiert" ist? Unsere Lebenswelt ist längst digital. Der Prozess der Digitalisierung ist gewiss nicht abgeschlossen, viele weitere Entwicklungen werden noch auf uns zukommen. Aber es wurde ein Punkt erreicht, um berechtigt zu sagen: Unsere heutige Lebensweise ist digital.
Zwei Denkweisen
Sprachlich sind sich Digitalisierung und Digitalität sehr nah, inhaltlich drücken sie zwei verschiedene Perspektiven aus. Der Begriff der Digitalisierung ist klar. Er ist von einer technischen Denkweise und dem Dualismus von Analogem und Digitalem geprägt. Mittels technischer Errungenschaften wird Analoges in Digitales umgewandelt.
Der neue Begriff der Digitalität nimmt hingegen einen anderen Blick ein und löst sich von der technischen Perspektive auf das Digitale. Er betrachtet das Digitale stärker im Verhältnis zum Menschen. Als wir Geräte, Computer oder Mobiltelefone in unsere Lebens- und Handlungsräume integriert haben, blieb das vielleicht am Anfang noch etwas Äußerliches. Doch vor allem mit der selbstverständlich werdenden Nutzung des Internets haben wir das Digitale tief in unsere Lebens- und Denkweise integriert.
Das digitale Leben ist so normal geworden, dass es die bisherige Lebensweise nur mehr für kurze Ausstiege oder Aussteiger gibt. Und dabei darf nicht vergessen werden: Dieses "bisherige" Leben haben viele gar nicht mehr kennengelernt, weil der digitale Wandel bereits seit Jahrzehnten abläuft. Auch wenn es uns Unbehagen bereiten sollte, dies ist eine Entwicklung, die nicht umkehrbar ist.
Vereinzelte Lebensbereiche haben es geschafft, sich bis heute an der Digitalisierung vorbeizumogeln. Vor allem die Schule. Nur punktuell ist der Wandel dort erfolgt. Doch zur Schule später.
Digitalität ... To Do
Der Begriff der Digitalität ist eine Wiederbelebung des Nachdenkens über das Digitale. Oder vielleicht besser ein Neuansetzen, weil das alte Denken in eine Sackgasse geraten ist. In diesem Begriff drückt sich sowohl aus, dass die Digitalisierung in vielen Punkten längst erfolgt ist, als auch, dass es einen Bedarf dafür gibt, diese Veränderung nicht nur auf das Verlegen von Kabeln zu reduzieren.
Was bedeutet es, dass wir ein digitales Leben führen? Wir selbst als Lebewesen sind ja nicht digital. Aber welcher Aspekt von unserem Leben ist es dann? Dafür braucht es eine klärende Antwort, die nicht bloß in einer offensichtlichen Beobachtung besteht.