Web2.0-Konferenz: Im Info-„Dreck“ nach Gold graben
Web2.0-Konferenz: Im Info-„Dreck“ nach Gold graben
Skype-Gründer Niklas Zennström, der das Unternehmen vor rund einem Jahr an den Auktionsriesen eBay verkaufte, verteidigte die 1,3-Milliarden-Dollar-Fusion als den besten Deal zum richtigen Zeitpunkt. eBay, so Zennström, sei aufgrund seines enormen Umfangs an nutzergenerierten Inhalten die erste wirkliche Web2.0-Firma. Und die Synergien mit dem ebenfalls von eBay erworbenen Online-Bezahlungsdienst PayPal seien enorm. So würden 22 Prozent aller Skype-Rechnungen mit PayPal bezahlt. Für die in Kürze erhältliche Skype Version 3.0 kündigte Zennström mehr soziale Kommunikation an, um seine „Erfahrungen” mit seinen Gesprächspartnern in Bild und nicht nur Ton zu teilen.
Neben offenen APIs, um Daten von Rechner zu Rechner springen zu lassen, fehlt es noch an offenen Formaten, um seine Inhalte wirklich tragbar zu machen. Adobe, Vater des Dateiformates PDF und frisch gebackener Eigentümer von Macromedias Flashplayer, gab Einblicke in sein Apollo-Projekt, das Anfang 2007 in einer Betaversion öffentlich verfügbar sein soll. Die Entwicklungsplattform erlaubt die Darstellung von HTML, PDF und Flash-Dateien in kleinen Widget-ähnlichen Programmen, die ohne Browser laufen. Mit den APIs von Diensten wie eBay oder FlickR gekoppelt, ist Apollo vor allem eine Kampfansage an Microsoft, wie Adobe-Chef Bruce Chizen auf der Konferenz genüsslich darlegte.
Mehr Kontrolle für den Endverbraucher über seine eigenen Kreationen ist ein bislang ungelöstes Problem. Wer heute Stunden auf Seiten wie MySpace zubringt, kann seine dort abgelegten Texte, Bilder, Videos oder Musik nicht auf Knopfdruck exportieren und zu einem anderen Dienst befördern. Ein Alternativmodell namens Vox startet die Blog-Plattform Six Apart, die unter anderem TypePad und LiveJournal anbietet. CTO Ben Trott erklärte, dass sein neues Social Network auf bislang sechs APIs von FlickR, Amazon und YouTube zugreift sowie mehrere gängige Blog-Formate versteht, um Nutzerinhalte und andere Daten zu im- oder exportieren, wie man es heute mit Adressbuch- oder Kalendereinträgen gewohnt ist. Dazu hat Six Apart einen neuen Standard namens Open Media Profile entwickelt.
Bleibt der Ausgang geschlossen, entsteht ein „Lock-In“ Effekt. Offenheit ist einer der entscheidenden Faktoren der Web2.0-Welt, um die Loyalität der Nutzer zu erhalten, so Google-Chef Schmidt: „Wir werden nie die Daten unserer Nutzer einsperren. Solange wir die Rechte unserer Endnutzer respektieren, wird es uns gut gehen.“ Der Gedanke lässt sich auch auf das lukrativste Geschäft im Web ausdehnen – die Suche. Google denke darüber nach, verriet Schmidt, wie Nutzer ihre gesamte Suchhistorie exportieren können. Wer mit seinen Suchdaten hausieren geht, könnte am Ende vielleicht sogar dafür bezahlt werden. (wst)