Augmented Reality und VR: Apple kauft deutsche Eye-Tracking-Firma
Der iPhone-Hersteller erweitert sein Portfolio an Techniken, die für VR- und AR-Projekte geeignet sind: SensoMotoric Instruments aus Teltow ist nun in seinem Besitz.
SMI arbeitet unter anderem an Eyetracking-Verfahren, die für foveales Rendering einsetzt werden können. Dabei wird nur der Bereich im unmittelbaren Fokus mit voller Auflösung gerendert (roter Kreis), der Rest weniger. Das spart Ressourcen – zum Beispiel für VR-Spiele.
(Bild: heise online)
- Ben Schwan
Apple hat offenbar den deutschen Eye-Tracking-Spezialisten SensoMotoric Instruments (SMI) übernommen. Das bestätigte der Konzern gegenüber dem US-Wirtschaftsmagazin Axios. Auf Anfrage von Mac & i gab es von SMI, das seinen Sitz in Teltow bei Potsdam hat, bislang keinen Kommentar – ein Mitarbeiter am Telefon wusste von nichts, auf E-Mail-Anfrage erhielten wir zunächst keine Reaktion.
Grafikleistung dank Eye-Tracking reduzieren
SMI ist auf Bilderkennungssysteme konzentriert, die sich in den Bereichen Augmented Reality (erweitertere Realität, AR) und virtuelle Realität (VR) einsetzen lassen. Mittels Kameras und weiterer Sensoren erkennt die Technik des Unternehmens, wohin eine Person blickt – und kann die Grafikausgabe dann entsprechend anpassen.
2016 zeigte SMI auf dem Mobile World Congress in Barcelona, wie sich so VR-Anwendungen beschleunigen lassen. Das von der Firma demonstrierte "foveale Rendering" versprach weniger Belastung für die Grafikkarte bei der ansonsten rechenintensiven VR. Dabei wurde nur der Bereich, den die Augen unmittelbar fixieren, mit voller Auflösung gerendert und das Umfeld mit 60 Prozent.
Für VR und AR geeignet
Apple könnte SMI setzt die Erfassung der Augenposition auch für Forschungsanwendungen ein. Apple könnte die Technik etwa in einer Computerbrille verbauen, die der Konzern als Augmented-Reality-Endkundenprodukt planen soll.
Diese Hardware dürfte aber noch mehrere Jahre brauchen, bis sie auf den Markt kommt. Es ist unklar, was Apple für die Übernahme von SMI bezahlt hat. Der Konzern hat in der Vergangenheit schon öfter deutsche Firmen gekauft, so etwa den Münchner AR-Spezialist Metaio.
Vollmacht in Cupertino unterzeichnet
Die Geschäftsdaten von SMI sprechen für eine Übernahme durch Apple. Wie MacRumors herausgefunden hat, änderte sich kürzlich der Geschäftsführer der Firma – der bisherige GF Eberhard Schmidt wurde durch einen Mitarbeiter einer Anwaltskanzlei ersetzt, die Apple zu vertreten scheint.
Neuer Besitzer von SMI soll eine Vineyard Capital Corporation sein, die wiederum von einem Apple-Hausjuristen repräsentiert wird. Die Vollmacht für die deutsche Anwaltskanzlei wurde laut MacRumors wiederum in Cupertino, Apples Hauptsitz, unterzeichnet. Die Website von SMI soll sich dem Bericht zufolge kürzlich verändert haben. So wurden Details zu Produkten ebenso gestrichen wie Karriereseiten und ein Blog. (bsc)