Kommentar: VR ist nur ein großer Hype!
Virtual Reality könnte schneller in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, als viele wahrhaben wollen. Denn VR ist vor allem ein großer Hype, kommentiert Martin Fischer.
(Bild: c't)
Vor ein paar Monaten kurvte ich mit der Limo durchs Silicon Valley, neben mir ein Spitzenanalyst eines weltweit agierenden Marktforschungsunternehmens. Die Sonne brannte sich durch die Privacy-Verglasung. Irgendwo zwischen Palo Alto und Mountain View sagte er den Satz, den man mittlerweile häufiger hinter den Kulissen des Hardware-Marktes hört: "VR is just a big big hype". Wir waren uns einig.
Virtual Reality gehört zu den meist überschätzen Technik-Themen der vergangenen 10 Jahre. Jeder, der selbst eine Oculus Rift oder HTC Vive über längere Zeit ausprobiert hat, wird feststellen: Nach ein paar Wochen hat man sich an das Mittendrin-Gefühl gewöhnt, der Wow-Effekt ist verblasst. Was bleibt ist Kabelsalat im Wohnzimmer, der zu einer unbequemen VR-Brille mit zu schlecht aufgelösten Displays führt. Durch das permanent sichtbare Pixelraster fühlt man sich direkt in die Zeit uralter Röhrenmonitore zurückversetzt. Retro-Grafik für 900 Euro? Nein danke!
Viele der derzeit erhältlichen VR-Spiele haben nur Demo-Charakter. Das hochgelobte The Lab von Valve beeindruckt kurz, fesselt aber nicht. Eine Killer-App für VR? Weit und breit nicht in Sicht! Die VR-Versionen von Doom und Serious Sam versprechen nichts weiter als Schießbuden-Gameplay. Und dafür sollen Spieler, geht es nach dem Willen der Industrie, tausende Euros für Hardware ausgeben. Selbst viele Early-Adopter machen das nicht mit.
Geht die Entwicklung so schleppend weiter, könnte VR-Gaming schneller in der Bedeutungslosigkeit verschwinden als in den schlimmsten Träumen von Palmer Luckey und Gabe Newell. Auch andere vermeintliche "Game Changer" wie Xbox Kinect oder 3D-Stereoskopie waren keine. Die Gamer-VR-Brillen könnte das Schicksal der einst hochgehypten Wii-Bewegungscontroller ereilen, die in unzähligen Wohnzimmern verstauben. (mfi)