Ausgetwittert: Abgesägte Twitter-Apps hoffen auf gnädige Abonnenten
Populäre Apps wie Tweetbot haben durch Twitters Sperre über Nacht die Daseinsgrundlage verloren. Die Entwickler müssen nun die Abo-Rückerstattungen schultern.
(Bild: Tapbots)
- Leo Becker
Ungewöhnliches Update für zwei funktionslose Apps: Die Entwickler der einst populären Twitter-Clients Tweetbot und Twitterrific haben im App Store neue Versionen veröffentlicht – in der Hoffnung, dass Abonnenten auf eine anteilige Rückerstattung des bereits bezahlten Abopreises verzichten. Kunden erhalten damit vorübergehend die Option, eine Rückerstattung abzulehnen.
"Ich bin zufrieden mit dem, was mit Twitterrific/Tweetbot gebracht haben und möchte keine Rückerstattung", heißt es im Beschreibungstext. Im Fall von Tweetbot bieten die Entwickler alternativ an, das bestehende Abonnement auf ihre neue App Ivory zu übertragen – einen auf Tweetbot aufbauenden Mastodon-Client.
Twitter-Apps: Über Nacht funktionslos
Mitte Januar hat Twitter durch eine unangekündigte API-Sperre den beiden genannten Apps – ebenso wie vielen weiteren Twitter-Clients – die Daseinsgrundlage und damit auch mögliche Einkünfte entzogen. Zudem sehen sich die Entwickler nun mit anteiligen Rückerstattungen für bereits bezahlte Abonnements konfrontiert. Der Rückbuchungsvorgang wird von Apple in den nächsten Wochen offenbar automatisch durchgeführt. Tweetbot und Twitterrific gehörten zu den populärsten Dritt-Apps für Twitter und haben das soziale Netzwerk in seinen Anfangstagen teils maßgeblich in Hinblick auf Funktionen mitgeprägt.
Abonnenten der beiden Apps, die nichts weiter unternehmen, erhalten automatisch eine Rückerstattung für die nach dem Funktionsverlust der Apps noch verbleibende Zeit des Abonnements. Die Abos wurden über Apples In-App-Kaufschnittstelle abgerechnet, deshalb erfolgt auch die Rückerstattung durch Apple. Entwickler selbst können keine Rückerstattungen für iOS-Apps veranlassen.
Apples Provision als Knackpunkt bei Rückerstattungen
Die Aktion scheint aber auch mit Apple koordiniert zu sein: Die Option, auf eine anteilige Rückerstattung zu verzichten, dürfte ein Novum in der Geschichte des App Stores darstellen. In seinen Entwicklerverträgen behält sich Apple vor, seine bis zu 30 Prozent reichende Provision bei Rückerstattungen einzubehalten – mancher Entwickler fürchtet, dadurch auf zusätzlichen Kosten sitzenzubleiben. In der Praxis scheint der Konzern bei normalen Rückerstattungen aber bislang nicht davon Gebrauch gemacht zu haben und erstattet die einbehaltene Provision aus eigener Tasche.
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(lbe)