CFP 2006: Wikipedia-Gründer bekommt EFF-Award
Weitere Auszeichnungen der Electronic Frontiert Foundation für Pionierleistungen im Cyberspace gingen an Gigi B. Sohn von "Public Knowledge" und an Cragislist.
- Wolfgang Kleinwächter
Jimmy Wales, Gründer der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia und Präsident der Wikimedia-Foundation, bekam auf der 16. Computer Freedom and Privacy Conference (CFP 2006) in Washington den begehrten Preis für Pionierleistungen im Cyberspace der Electronic Frontier Foundation (EFF). Wales wurde als Innovator und Organisator gewürdigt, dessen Arbeit den Aufbau der heute größten Internet-Enzyklopädie der Welt ermöglicht habe. Wikipedia wurde erst 2001 gegründet. Sie ist frei, online und das Ergebnis einer kollaborativen Anstrengung von Tausenden von Internet-Nutzern. Mittlerweile gibt es Ausgaben in über 200 Sprachen.
Die anderen beiden "EFF Pioneer Awards" gingen an Gigi B. Sohn und an Craigslist. Gigi B. Sohn ist Gründer und Präsidentin von "Public Knowledge", eine nicht-kommerzielle Organisation, die sich in Washington in die laufenden Gesetzgebungsverfahren im US-Kongress einmischt. Ziel ist es, dass öffentliche Interessen und vor allem Bürgerrechte bei neuen Gesetzen im Zusammenhang mit dem Internet berücksichtigt werden. Gigi B. Sohn wurde mehrfach zu Hearings im US-Kongress eingeladen und konnte eine ganze Liste von Erfolgen präsentieren, bei denen durch das Engagement von "Public Knowledge" Passagen in verabschiedeten Gesetzen zur Technologie- und Internetpolitik geändert wurden. Craigslist wurde von Craig Newmark 1995 als ein nicht-kommerzieller Online-Service für Bürger in Not gegründet. Mittlerweile bietet Craigslist eine Internetbörse mit Kleinanzeigen und Unterstützung von der Wohnungs- bis hin zur Jobsuche für jedermann. Craigslist ist heute einer der populärsten Websites im Internet.
Die "EFF Pioneer Awards" werden seit 15 Jahren vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern zählten Bob Kahn und Vint Cerf, die Erfinder von TCP/IP, Tim Barners-Lee, der Vater des World Wide Web, Linux-Erfinder Linus Torvalds und Richard Stallman, der Guru der Community rund um "Free and Open Source Software" (FOSS). Zu den diesjährigen Juroren gehörte Esther Dyson, ehemaliger Chair der Internet-Verwalter von der ICANN, Mich Kapor, Lotus-Gründer und Vorsitzender der Open Source Application Foundation, sowie Barbara Simons, langjährige Vorsitzende der "Association for Computing Machines" (ACM). Die Preisverleihung fand im Washingtoner "International Spy Museum" statt, wo bei einem anschließenden Rundgang die Teilnehmer der CFP 2006 lernen konnten, was an den geheimen Fronten in der Vor-Internetzeit alles stattgefunden hat.
Siehe dazu auch:
- Live, Liberty and Digital Rights, Website der Computer Freedom and Privacy Conference 2006
- US-Senator kritisiert Überwachungspraktiken der Bush-Regierung
- Zur CFP 2005:
- Unheilige Allianzen zum Schutz der Privatsphäre gesucht
- Vom kafkaesken Schwinden der Anonymität
- Bürgerrechtler erwarten "digitales Tschernobyl" bei Biometriepässen
- Unterwachung statt Überwachung
- Zivilgesellschaft startet Projekt gegen "Politikwäsche"
- Lotus-Gründer Mitch Kapor im Clinch mit Hollywood
- Lässt sich Code mit Werten wie Datenschutz aufladen?
- ChoicePoint und Accenture erhalten Big Brother Awards
- US-Teenager und Datenschutz im Zeitalter der Alarmstufe 1
- Bürgerrechtler fordern Reform des US-Antiterrorgesetzes Patriot Act
(Wolfgang Kleinwächter) / (jk)