Ein Koffer voller kostenloser Windows-System-Utilitys
Systemwerkzeuge erleichtern Nutzern den Umgang mit Windows und helfen beim Lösen von Problemen. Viele Utilitys stellt Microsoft selbst zum Download bereit.
(Bild: Primakov/Shutterstock.com)
- Axel Vahldiek
Die Mitarbeiter bei Microsoft produzieren Windows nicht nur, sondern arbeiten auch selbst damit. Dabei kommen ihnen nicht nur immer wieder Ideen für hilfreiche Systemwerkzeuge, sondern – wie das so ist, wenn Fachleute ein eigenes Produkt einsetzen – sie setzen sie auch um. Zwar integriert Microsoft nicht alles in Windows, was dabei herauskommt, doch vieles können Sie kostenlos herunterladen.
Ein gutes Beispiel für solche System-Utilitys, die das Leben mit Windows bequemer machen, ist die aktuelle Neuauflage der beliebten PowerToys. Mit diesen quelloffenen Werkzeugen belegen Sie Tasten und Tastenkombinationen neu, verteilen Fenster flexibler auf dem Desktop, als das mit Bordmitteln möglich wäre, und erhalten einen kachelfreien Programmstarter.
Windows an die eigenen Bedürfnisse anpassen
Den Tastatur-Manager kann man zum Beispiel so einstellen, dass sich die Feststelltaste wie die Umschalttaste verhält (sinnvoll für alle, die beim Tippen dauernd aus Versehen auf die Feststelltaste kommen). Oder wenn das Kopieren und Einfügen nicht nur per Strg+C und Strg+V ausgelöst werden soll, sondern auch per Alt+C und Alt+V. Das kann etwa bei ungewohnten Tastaturlayouts praktisch sein, bei denen es immer wieder zu Fehlgriffen kommt.
Wer viele Fotos auf ein vordefiniertes Format verkleinern und/oder zurechtstutzen will, findet mit der Funktion Bildgrößenänderung einen praktischen Batch-Resizer. Er lässt sich per Rechtsklick auf Bilddateien im Explorer und Klick auf "Größe von Bildern ändern" aufrufen. In den PowerToys-Einstellungen legt man dafür Zielgrößen nach Wunsch fest und stellt für jede einzelne ein, was passieren soll, wenn das Seitenverhältnis nicht passt. Zur Wahl stehen "Füllen" (sprich: überstehende Ränder werden abgeschnitten), "Anpassen" (Höhe oder Breite fallen dann kleiner aus, als die Zielgröße vorgibt) sowie "Dehnen" (Bild wird gestreckt oder gestaucht).
Fans der Textkonsole kommen in der aktuellen Ausgabe der c't ebenfalls auf ihre Kosten: Es werden Utilitys vorgestellt, die Benutzern der Eingabeaufforderung und der PowerShell das Leben erleichtern. Auch Skript-Programmierer werden bei Microsoft fündig – Visual Studio Code ist einer der beliebtesten Editoren für diesen Zweck.
In c’t 4/2021 haben wir im Werkzeugkoffer von Windows gestöbert und die besten Tools für Sie hervorgeholt. Die kostenlosen Beigabe für Nutzer, Admins und Entwickler helfen Ihnen, das System in den Griff zu kriegen. Wer unterwegs Musik oder Podcasts hören möchte, nutzt vielleicht schon einen der kleinen Knöpfe fürs Ohr. Wie Bluetooth-In-Ears funktionieren, was sie über die Audioausgabe hinaus alles können und wie man beim Einkauf Fakes entlarvt, beleuchten wir in einem weiteren Schwerpunkt. Brauchen Sie einen neuen Büro-Monitor, eine richtig schnelle Grafikkarte oder einen PDF-Editor fürs Homeoffice? Auch dann sollten Sie unbedingt c’t 4/2021 lesen. Die Ausgabe ist ab dem 29.1.2021 im Heise-Shop und am gut sortierten Zeitschriftenkiosk erhältlich.
Prozesse kontrollieren
Die wohl größte Microsoft-Sammlung von Systemwerkzeugen ist allerdings die Sysinternals-Suite. Die enthält einige Klassiker: "Autoruns" zeigt alle Programme, die Windows beim Hochfahren mitstartet, der "Process Explorer" ist ein mächtiger Taskmanager und der "Process Monitor" protokolliert alle(!) Zugriffe auf Dateien, Ordner und Registry. Doch in der Suite stecken noch über 70 weitere Werkzeuge.
In der Suite gibt es einige besonders herausragende Programme: Der alternative Taskmanager Process Explorer zeigt nicht nur an, welche Prozesse laufen und welche übergeordneten Prozesse sie jeweils gestartet haben. Er verfügt auch in der Menüzeile über ein Fadenkreuz (rechts neben dem kleinen Fernglas). Das ist praktisch, wenn beispielsweise eine Fehlermeldung aus dem Nichts erscheint, die Sie keinem Programm zuordnen können. Ziehen Sie das Fadenkreuz mit gedrückter linker Maustaste auf das Fehlermeldungsfenster und schon markiert der Process Explorer das dazugehörige Programm.
Sie haben das Programm gar nicht selbst gestartet? Dann wird Windows es beim Hochfahren automatisch mitgestartet haben ("Autostarts"). In diesem Fall hilft Autoruns weiter, denn es zeigt alle Autostarts an.
Flinker Virenscanner
Beide Programme können ausführbare Dateien vom Onlinedienst VirusTotal prüfen lassen. Dieser wird unter virustotal.com von Google betrieben. Er prüft hochgeladene Dateien jeweils mit über 70 Virenscannern. Das geht üblicherweise rasend schnell, weil die Programme nicht die Dateien selbst hochladen, sondern bloß Prüfsummen. Nur, wenn noch kein Programm mit der Prüfsumme von VirusTotal untersucht wurde, ist das Hochladen der Datei selbst erforderlich, was die Programme aber nur auf ausdrückliche Anweisung machen.
Um diese Prüfung im Process Explorer zu aktivieren, klicken Sie in der Menüleiste nacheinander auf "View" und "Select Colums" und setzen dann ein Häkchen vor "VirusTotal". Anschließend bekommen Sie auf einen Blick eine Schnelleinschätzung, ob wohl gerade Schädlinge aktiv sind. Bei Autoruns aktivieren Sie die Prüfung unter "Options/Scan Options" und sehen so, ob etwas als schädlich Eingestuftes automatisch mitstartet.
Obacht: Wenn kein Virenfund angezeigt wird, bedeutet das nicht, dass nichts da ist, denn manche Schädlinge können sich vor dieser Art der Entdeckung schützen.
Mark Russinovic
Werkzeug-Entwickler
Die Sysinternals-Sammlung ist untrennbar mit dem Namen Mark Russinovich verbunden. 1995 wurde er dadurch bekannt, dass er unabhängig von, aber zeitgleich mit c’t den Pseudo-RAM-Verdoppler SoftRAM entlarvte.
Russinovich verfasste zusammen mit Co-Autoren wie Aaron Margosis, David Solomon und Alex Uinescu diverse Fachbücher zu Windows. Das bekannteste ist "Windows Internals", welches einen sehr tiefen Einblick in die Windows-Eingeweide bietet. Da es die für ihre Forschungen nötigen Werkzeuge damals noch nicht gab, entwickelten die Autoren viele kurzerhand selbst. Sie stellten sie auch ihren Lesern zur Verfügung, damit diese die Beschreibungen nachvollziehen konnten.
Seit 1996 stehen viele der Tools kostenlos auf der Website sysinternals.com zum Download zur Verfügung. Betrieben wurde sie von der von Russinovich und Bryce Cogswell gegründeten Firma Winternals. Sie verdiente mit Diagnosesoftware ihr Geld.
Sonys PR-Desaster
2005 stand Russinovich erneut im Licht der Öffentlichkeit: Er deckte mithilfe seiner Tools auf, dass Sony BMG seine CDs mit einer Player-Software auslieferte, die ohne Hinweise oder Rückfragen die XCP-Kopierschutzsoftware mitinstallierte. Der Kopierschutz enthielt eine Komponente, die ähnlich wie ein Rootkit bestimmte Dateien, Verzeichnisse, Prozesse und Registry-Schlüssel ausblendete. Das hätten Schädlinge ausnutzen können, um sich ebenfalls zu verbergen. Für Sony BMG war die Entdeckung seinerzeit ein PR-Desaster.
Übernahme von Winternals
2006 übernahm Microsoft die Firma Winternals – und Russinovich gleich mit. Er ist heute als CTO für Microsoft tätig und für die hauseigene Cloud Azure zuständig. Weil er im Rahmen seines Jobs auch weiterhin seine eigenen Tools nutzt, kommt es bis heute immer mal wieder vor, dass ihm etwas Neues dazu einfällt. Daher werden die Sysinternals-Tools von ihm weiterhin gepflegt. Auch Fehler werden behoben. Herunterladen kann man sie heute direkt bei Microsoft.
Welche Werkzeuge Microsoft aktuell bereit hält, hat c't in eine Schwerpunkt in der aktuellen Ausgabe beleuchtet.
(axv)