Freitag: Twitter gegen EU-Verhaltenskodex, Microsoft für KI-Regulierung
Twitter unter EU-Druck + Microsoft für mehr KI-Kontrolle + 1&1 erheblich im Verzug + Branchenstandard für Bluetooth-Tracker + Microsofts neue Entwicklertools
(Bild: Shyntartanya/Shutterstock.com)
- Frank Schräer
Elon Musk hält offenbar nicht viel vom EU-Verhaltenskodex zum Kampf gegen Desinformationen. Twitter verzichtet deshalb laut verschiedenen Berichten bald auf diese freiwilligen Regeln. Eine Entscheidung soll nächste Woche fallen. Microsoft appelliert derweil an die US-Regierung, denn in falschen Händen wird Künstliche Intelligenz zur Waffe. Dagegen muss sich die Gesellschaft wappnen, mahnt Microsoft-President Smith. Er verlangt nach Exportkontrollen, neuen Behörden und Transparenz. Hierzulande drohen 1&1 Millionenstrafen, weil das Unternehmen 5G-Funkrechte erworben, aber noch kein Netz hat. Noch teurer könnte der Rückstand beim Mastenbau für Netzlücken werden – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.
Für den Kampf gegen Desinformation im Internet hat die EU-Kommission einen entsprechenden Verhaltenskodex aufgesetzt. Diese Regeln sind zwar freiwillig, werden von den Betreibern großer Online-Plattformen wie Google, Meta und TikTok aber größtenteils befolgt. Twitter ist bislang auch dabei, aber nach verschiedenen Berichten offenbar ab nächster Woche nicht mehr. Twitter habe demnach der EU-Kommission mitgeteilt, dass die Plattform ernsthaft darüber nachdenke, sich aus diesem freiwilligen Verhaltenskodex zurückziehen. Da diese Regeln mit dem Digital Services Act verpflichtend werden, könnte dies der erste Schritt Twitters beim Rückzug aus Europa sein: Twitter will sich wohl nicht mehr an EU-Verhaltenskodex zu Fake News halten.
Mr. Smith geht nach Washington, um für mehr Gesetze, mehr Regulierung und eine neue Behörde zu plädieren. Geschickt hat ihn sein Arbeitgeber Microsoft, wo Brad Smith als President und damit die Nummer 2 im Konzern fungiert. Microsofts Anliegen: Künstliche Intelligenz (KI) auf sicherem Fundament und mit Leitplanken zu etablieren. Um diesem Anliegen Vorschub zu leisten, hat Herr Smith ein paar Anekdoten, ein Whitepaper und ein Fünf-Punkte-Programm mitgebracht. Besondere Sorge bereite ihm Desinformation durch Deepfakes, sagte der Jurist bei einer Rede am Donnerstag: Laut Microsoft braucht KI Kontrolle durch Menschen und neue Behörde.
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Bis zu 50 Millionen Euro Bußgeld drohen 1&1, weil es beim 5G-Netzausbau säumig ist. Doch könnte ein Vielfaches schlagartig fällig werden, weil 1&1 ein anderes Versprechen noch nicht erfüllt hat: Den Bau von Vorrichtungen für Mobilfunkantennen in unversorgten Gebieten, den berühmt-berüchtigten Weißen Flecken Deutschlands. 2018 hat 1&1 zugesagt, bei der Verbesserung der löchrigen Mobilfunkversorgung in Deutschland zu helfen. Inzwischen ist deutlich, dass 1&1 auch eineinhalb Jahre nach Fristablauf Ende 2021 weit von der Erfüllung des Versprechens entfernt ist beim Netzausbau: 1&1 noch weiter hintennach als allgemein bekannt.
Apples Bluetooth-Tracker AirTag soll eigentlich nur helfen, verbummelte Gegenstände wie Schlüssel oder Geldbeutel über Crowdsourcing-Netzwerke wiederzufinden. Doch Kriminelle missbrauchen sie immer wieder, um Personen nachzustellen (Stalking). Apple bessert immer wieder nach, um Stalking zu erschweren, aber nun soll ein gemeinsam mit Google entwickelter Branchenstandard besser als bisher vor Bluetooth-Trackern warnen, und zwar auf Android- und iOS-Smartphones. Das soll die Basis für Warnungen vor missbrauchten Bluetooth-Trackern verschiedener Hersteller legen: Späte Einsicht – Wie Apple und Google Stalking per Tracker verhindern wollen.
Am zweiten Tag der diesjährigen Build-Konferenz von Microsoft stellte das Unternehmen in der Keynote unter dem Namen "Dev Home" eine neue Windows-Anwendung für Entwickler vor, die es unter anderem ermöglicht, eine WinGet-Configuration-Datei im YAML-Format zur automatischen Konfiguration des Entwicklungssystems einzusetzen. Unter "Dev Home" finden Entwicklerinnen und Entwickler im Windows Store neben der Kernanwendung auch eine erste Erweiterung für den Zugriff auf GitHub. Sie wird automatisch gemeinsam mit der Hauptanwendung installiert: Neues Dashboard und neues Konfigurationssystem auf der Microsoft Build 2023.
Auch noch wichtig:
- Der senegalesische Zoll hat 100 Flugdrohnen aus Frankreich und China gekauft. Sie sollen die Grenze zu Mali überwachen.
- Dass Netflix 4K-Auflösung ans teure Familienabo bindet, konnten Singles dank Account-Sharing verkraften. Eine Frechheit, dass diese Möglichkeit jetzt wegfällt durch das Vorgehen gegen Account-Sharing: Netflix zeigt allen Singles den Mittelfinger.
- Die Firma Ample will das Aufladen von Elektroautos so leicht machen wie das Auftanken von Benzinern. Hat sie Erfolg, wo andere scheiterten? Für neuen Akku zum nächsten Fenster vorfahren, bitte!
- Als Mobilitäts-Aktivist reist Jon Worth seit zehn Jahren möglichst per Bahn durch Europa. Wo es bei Grenzüberquerungen hakt, erzählt er im Interview zum Bahnfahren: "Beeindruckend, wie viel Deutschland mit wenig Investitionen macht".
- Das Bundesjustizministerium arbeitet an Gesetzesänderungen, durch die Balkonkraftwerke künftig mit weniger Umständen installiert werden könnten: Justizministerium will rechtliche Hürden für Balkonkraftwerke senken.
- Tonprobleme auf Twitter Spaces sorgten für den Abbruch der Bekanntgabe der Präsidentschaftskampagne des US-Gouverneurs Ron DeSantis – wegen Serverproblemen von Twitter: DeSantis' Bekanntgabe der US-Präsidentschaftskampagne geht schief.
- Faeser will keine Fragen zu Schönbohms vorschneller Versetzung beantworten [-–] der Vorwurf verfolgt sie weiter. Böhmermann bügelt jede Kritik weiter ab: Faeser wird Schönbohm-Thema nicht los – Böhmermann bleibt kritikresistent.
- Die millionenschwere spezielle Cloud-Plattform ist auf Verschlusssachen bis zum Grad "geheim" sowie Informationen mit dem Schutzbedarf "sehr hoch" ausgelegt: Bundesregierung hat hochsichere Cloud für Geheimdokumente aufgebaut.
- Die elektrische Enduro FX ist einer der Grundpfeiler von Zero Motorcycles. Das in die Jahre gekommene Design überzeugt bis heute mit viel Freude, das zeigt ein Test vom Elektromotorrad Zero FX: Elektrisch, leise, bedingt offroadtauglich.
(fds)