Google-Neuheiten: flottes Pixel 7a, erstes Pixel Fold und ein Pixel Tablet
Das günstige Pixel 7a wird besser als gedacht. Außerdem macht Google faltbaren Smartphones Konkurrenz und bietet nach langer Pause wieder ein Android-Tablet an.
Das Fold hat den bekannten Look der anderen Pixel-Telefone und soll das dünnste Klapphandy sein.
(Bild: Google)
- Stefan Porteck
Bislang verfolgte Google stets die Strategie, dass auf ein Pixel-Telefon rund ein halbes Jahr später eine abgespeckte Version zum günstigeren Preis folgt – in diesem Jahr gibt es aber eine Überraschung: Das Pixel 7a ist kaum abgespeckt und trotzdem günstig.
Das Pixel 7a wird zum Verkaufsstart mit einem Listenpreis von 510 Euro zwar rund 50 Euro teurer als das Pixel 6a seinerzeit, könnte aber dennoch ebenfalls zum Verkaufsschlager werden, weil es eine gute Ausstattung mitbringt: Es ist das erste a-Pixel, das drahtloses Laden nach dem Qi-Standard unterstützt – wenn auch nur mit 7,5 Watt. Das Spielen und Scrollen auf dem 6,1-Zoll-Display macht mehr Spaß als beim Vorgänger, da Google die Bildwiederholrate von 60 auf 90 Hz erhöht hat.
Die Akkukapazität ist sogar gegenüber dem Pixel 7 von 4355 auf 4385 mAh gewachsen, weshalb das a-Modell wohl länger durchhalten dürfte als das Topmodell. Und auch bei der Rechenleistung und Speicherausstattung hält das 7a mit dem 7er mit: In ihm steckt der gleiche Achtkernprozessor von Google und Samsung (2,85 GHz, Tensor-G2-Architektur) und es verfügt mit 8 GByte RAM und 128 GByte Flash über dieselbe Ausstattung wie das Pixel 7, bei dem es 256 GByte Flash auch nur gegen Aufpreis gibt.
Pixel-Telefone sind darüber hinaus für ihre sehr guten Kameras bekannt. Auf diesem Feld legt das 7a ebenfalls leicht zu und steigert im Vergleich zum Vorgänger die Auflösung der Hauptkamera. Der Sensor hat 64 Megapixel (Pixel Binning) und schießt Fotos mit nun 13 statt 12 Megapixel. Die Auflösung der Ultraweitwinkelkamera wächst moderat von 12 auf 13 Megapixel. Einen Test des Pixel 7a finden Sie in der kommenden c’t-Ausgabe.
(Bild: Google)
Googles Klapptelefon
Die zweite Neuheit brodelte schon länger in der Gerüchteküche: Mit dem Pixel Fold präsentiert Google sein erstes faltbares Handy. Das Fold soll zusammengeklappt nur 1,3 Zentimeter dick sein und aufgeklappt sogar dünner als 6 Millimeter. Damit wäre es das derzeit flachste Foldable. Aufgeklappt verfügt das 120-Hz-OLED-Display über eine Diagonale von 7,6 Zoll (rund 19 Zentimeter). Zusammengeklappt bedient man das Fold über sein zweites, außen liegendes Display, das mit einer Diagonalen von 5,8 Zoll (rund 15 Zentimeter) kaum kleiner ausfällt als bei herkömmlichen Smartphones.
Wegen der schlanken Bauweise bleibt im Gehäuse kaum Platz für die Kamerahardware. Entsprechend betont Google, dass die Kameras die gleiche gute Fotoqualität bieten sollen, die man von Pixel-Telefonen gewohnt ist. Der Hauptkamera mit 48 MP stehen eine Tele- und Ultraweitwinkellinse zur Seite. Damit könnte sich Google von der Konkurrenz absetzen. So bleibt etwa bei Samsung die Kamera des Samsung Galaxy Z Fold 4 hinter der des Galaxy S23 zurück. Der Akku hat eine Kapazität von 4821 mAh und soll genug Energie für mehr als 24 Stunden Laufzeit liefern.
Abseits der Hardware hat das Pixel Fold einige clevere Softwaretricks parat: Halb bis dreiviertel aufgeklappt lässt es sich mit einigen Google-Apps ähnlich wie ein Notebook aufstellen. So zeigt YouTube auf der oberen Hälfte des Displays das Video und auf der unteren die Steuerelemente. In diesem Modus braucht man für Fotos auch kein Stativ. Man stellt das halb geöffnete Fold einfach ab, richtet die Neigung aus und löst dann die Aufnahme per Sprachbefehl aus. Ebenfalls praktisch: Selfies nimmt das aufgeklappte Fold mit der qualitativ besseren Hauptkamera seiner Rückseite auf und präsentiert gleichzeitig auf seinem zweiten Screen neben der Kamera das Sucherbild. Bei allen anderen Anwendungen unterstützt das Fold Multitasking und eine Split-Screen-Ansicht, die sogar eine Taskleiste mitbringt.
Das Pixel Fold soll in den kommenden Monaten zu einem Preis von 1900 Euro auf den Markt kommen. Das Einstiegsmodell wird über eine Speicherkapazität von 256 GByte verfügen. Gegen Aufpreis gibt es 512 GByte. Bis zum Marktstart will Google weiter mit App-Entwicklern daran arbeiten, möglichst viele Apps fit für die größere Bildschirmfläche zu machen. Das dürfte auch der dritten Neuerung zugutekommen: Etliche Jahre nach dem Nexus 9 hat Google wieder ein Tablet vorgestellt.
Das erste Google-Tablet seit 2014
Das Pixel Tablet hat eine Diagonale von 11 Zoll (28 Zentimeter) im 16:10-Format und löst mit 2560 × 1600 Bildpunkten auf. Der eingebaute Akku bietet eine Kapazität von 27 Wattstunden und soll beim Videostreaming bis zu zwölf Stunden durchhalten. Angetrieben wird das Tablet vom gleichen Tensor-G2-SoC, das auch in den Pixel-Telefonen zum Einsatz kommt. Damit dürfte es auch genug Rechenpower für Spiele und 4K-Videos haben. Der CPU stehen 8 GByte RAM und 128 GByte Flash-Speicher sowie die Mali-G710-Grafikeinheit zur Seite.
Fast spannender als die Hardware ist aber die Idee, das Tablet als Hybridgerät anzubieten: In der Packung liegt eine Dockingstation, die das Tablet magnetisch aufnimmt und mit Strom versorgt. Im Dock lässt es sich wie ein Smart Display nutzen. Die Oberfläche schaltet dafür in einen sogenannten Hub-Modus, der der Oberfläche der Smart Displays von Nest ähnelt.
(Bild: Google)
Sobald man das Tablet ins Dock stellt, gibt es den Ton nicht nur über seine vier integrierten Lautsprecher aus, sondern es schaltet sich der voluminösere Lautsprecher im Fuß des Docks dazu, was einen satteren Bass verspricht. Im Dock lässt es sich dann als Smart-Home-Zentrale und als Audio- und Videoplayer nutzen, indem es sich im Netzwerk als Google-Cast-Empfänger anmeldet.
Das Pixel Tablet kommt am 20. Juni zum Preis von 680 Euro auf den Markt. Einzelne Docks, etwa für weitere Räume, will Google für 150 Euro pro Stück anbieten. Darüber hinaus soll es noch eine Schutzhülle für 100 Euro geben. Sie verdeckt nicht die Pogo-Pins fürs Laden im Dock und hat an der Rückseite einen ausklappbaren Metallring, der im Tablet-Modus als Standfuß dient, falls man das Gerät außerhalb des Docks abstellen möchte. Eine Tastatur erwähnt Google aber nicht, überlässt einen Notebook-ähnlichen Betrieb also voraussichtlich Konkurrenten wie Samsung Galaxy Tab und Apple iPad.
Bei der Hausmesse Google I/O kamen die Pixel-Geräte erst nach dem Thema dran, auf das die IT-Welt gewartet hatte: Wie würde Google auf die Konkurrenz von ChatGPT & Co. reagieren? So präsentierte CEO Sundar Pichai Version 2 des Sprachmodells PaLM. Es sei auf mehrsprachige Texte trainiert, umfasse jetzt 100 Sprachen und komme mit Logik, gesundem Menschenverstand und Mathematik ebenso klar wie mit der Programmierung "gängiger" Programmiersprachen.
25 Produkte sollen bald auf PaLM 2 aufsetzen. So soll das speziell auf medizinische Fragestellungen trainierte Med-PaLM 2 zum Beispiel bei Diagnosen helfen. Auch Nutzern von Googles Office-Anwendungen werde PaLM 2 unter die Arme greifen. Der wichtigste Einsatzbereich von PaLM dürfte aus Googles Sicht aber Bard sein, Googles mit ChatGPT vergleichbarer Chatbot.
Bard unterstützt außer Englisch jetzt auch Japanisch und Koreanisch, "bald" sollen 40 weitere Sprachen hinzukommen. Google will Bard mit der Suche und der visuellen Such-App Lens verknüpfen. Wer den Bot zum Beispiel nach Sehenswürdigkeiten in New Orleans fragt, soll neben Texten auch Bilder aus der Suche erhalten. Im Zusammenspiel mit Lens soll Bard multimodal werden. Das bedeutet, Benutzer werden auch Fragen zum Inhalt von Fotos stellen können, die sie zu Bard hochladen. Außer mit Googles Anwendungen soll sich Bard auch mit externen Apps nutzen lassen, zum Beispiel Adobes Bildgenerator Firefly.
KI soll auch die Suche wesentlich verbessern, Googles Kerngeschäft. Als Beispiel diente eine komplexe Frage: "Was ist besser für eine Familie mit Kindern unter drei Jahren und einem Hund, der Bryce Canyon oder der Arches-Nationalpark?" Derzeit würden Nutzer so etwas in mehrere Teilanfragen aufteilen und die Ergebnisse selbst zusammenpuzzeln. Zukünftig soll die Suche solche Fragen direkt beantworten und auch hilfreichere Vorschläge für weitergehende Fragen machen als bisher.
Ein großer Wermutstropfen: Die verbesserte Suche und fast alle anderen KI-Neuerungen sind nur Ankündigungen und – speziell für deutsche Nutzer – derzeit nicht verfügbar.
(spo)