Mars-Hubschauber Ingenuity erkundet Weg für Perseverance über Dünenfeld "Séíta"
Ingenuity machte während seines Flugs Fotos, die genutzt werden, um eine sichere Route für den Rover und wissenschaftlich lohnende Ziele zu finden.
Das Foto zeigt Spuren des Mars-Rovers Perseverance.
(Bild: NASA / JPL-Caltech)
Die NASA hat beim neunten Flug des Mars-Hubschraubers Ingenuity am 5. Juli dessen Fähigkeiten getestet, einen Weg für den Mars-Rover Perseverance zu erkunden, mögliche Hindernisse festzustellen sowie wissenschaftlich lohnende Ziele auf dem Weg zu ermitteln. Am 8. Juli sind die Fotos des Fluges mit Details des überflogenen Dünenfeldes mit dem Spitznamen "Séíta" auf der Erde angekommen und nun von der NASA veröffentlicht worden.
"Luftaufklärung" für Perseverance
Während der "Luftaufklärung" flog Ingenuity über das Dünenfeld "Séíta" im Jezero-Krater und machte einen Abstecher südlich um die Dünen herum, heißt es von der NASA. Für den Mars-Rover Perseverance allein wäre es zu gefährlich gewesen, das Dünenfeld aus nächster Nähe zu erkunden. Zu groß wäre dann die Gefahr, dass sich der sechsrädrige Rover im Staub festfährt und nicht mehr befreien lässt. Denn Perseverance hat auf dem Mars eine Gewichstkraft von rund 350 Kilogramm, die knie- bis hüfthohen Sanddünen stellen für den Rover ein schwer kalkulierbares Risiko dar.
(Bild: NASA / JPL-Caltech)
Olivier Toupet vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA, der das Team von Experten zur Steuerung von Perseverance leitet und die Routen des Rovers plant, bringt es auf den Punkt: "Sand ist ein großes Problem." Bereits nach der Landung auf dem Mars im Februar riet er davon ab, das Dünenfeld mit dem Rover ohne genauere Erkundung zu durchqueren. "Wenn wir bergab in eine Düne fahren, könnten wir darin stecken bleiben und nicht wieder rauskommen", sagte er.
Die experimentelle AutoNav-Funktion von Perseverance, die mit ihren KI-Algorithmen selbsttätig Hindernisse wie etwa Steine erkennen und der Rover so autonom längere Strecken zurücklegen kann, scheitert an dem Sand. Das macht es notwendig, dass potenziell problematische Zonen manuell definiert werden, um ein Festfahren zu vermeiden.
Sichere Route
Die von Ingenuity aufgenommenen hochaufgelösten Farbbilder sollen nun dabei helfen, eine optimale Route zu ermitteln, die Perseverance auch sicher bewältigen kann. Aufgenommen wurden die Fotos von Ingenuity aus etwa 10 Meter Höhe über dem Boden. Die Fotos bieten deutlich mehr Details als die Fotos, die die Kamera von HiRISE (High Resolution Imaging Science Experiment) an Bord des Mars Reconnaissance Orbiter aufnehmen kann. Sie löst bestenfalls Felsen mit einem Meter Durchmesser auf, zu wenig, um allein daraus Schlüsse für die Sicherheit einer Route ziehen zu können.
Normalerweise verlassen sich die NASA-Fachleute deshalb auf die Bilder, die mit den Bordkameras des Rovers aus der Nähe aufgenommen werden, um. Details erkennen zu können. Die Bodenfotos werden dann mit denen des Orbiters abgeglichen. Mit den Bildern von Ingenuity liegen nun zusätzlich Fotos "im mittleren Maßstab vor", wie Ken Williford, stellvertretender Projektwissenschaftler von JPL anmerkte. Mit den Fotos von Ingenuity könne die "Lücke in der Auflösung" geschlossen werden.
(Bild: NASA / JPL-Caltech)
Wissenschaftlich interessante Ziele finden
Die von Ingenuity gelieferten Fotos geben aber nicht nur Aufschluss darüber, welche Gebiete der Perseverance-Rover sicher durchqueren kann, sondern auch welche davon aus wissenschaftlicher Sicht besonders interessant ist, um dort gegebenenfalls Proben zu nehmen.
Im Jezero-Krater hat es vor Milliarden Jahren einen See gegeben, erklärte die NASA. Besonders interessant sind die "Raised Ridges" genannten Felsformationen, durch die Wasser geflossen sein könnte. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen diesen Ort deshalb mit dem Rover ansteuern, um dort Mineralien einzusammeln, in der Hoffnung, dass sich darin Hinweise auf altes mikrobielles Leben finden lassen. Die Proben sollen dann möglicherweise auf dem Mars zwischengelagert werden, um sie später mit einer anderen Mission für eine genauere Analyse auf die Erde zu holen.
(Bild: NASA / JPL-Caltech)
Die Fotos von Ingenuity können nun besser als die Orbitalfotos dabei helfen, solche Orte ausfindig zu machen, die wissenschaftlich lohnend sind und sich gleichzeitig mit dem Rover auch sicher erreichen lassen, um sie zu untersuchen.
[Update v. 13.07.2021, 16:49 Uhr]: Gewichtskraft auf dem Mars korrigiert.
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(olb)