Prioritäten setzen: Mehr Lichterzeichnung aus Digitalfotos herausholen

Gefühlter Kontrast

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Fotopapier kann selbst nur einen Helligkeitsumfang von 5 bis 6 Blendenstufen (Kontrast 1:32 bis 1:64) zwischen Papierweiss und maximaler Schwärzung wiedergeben. Die Kunst der Ausarbeitung von Fotoabzügen oder Ausdrucken liegt also darin, den meistens höheren Belichtungsumfang der Aufnahme so zu beschneiden oder zu "verbiegen", dass ein kontrastreich wirkendes Bild entsteht und in bildwichtigen Motivteilen sowohl Lichter- als auch Schattenzeichnung vorhanden bleibt. Monitore können dagegen etwa. 8 bis 10 Blendenstufen darstellen (1:256 bis ca. 1:1000).

Mit ISO 100 aufgenommen, aber in Photoshop mit diversen Funktionen bearbeitet. Lichter und Himmel zeichnen deutlich besser, besonnte Kirchturmfläche wurde etwas zu rötlich.

Da der Umgang mit diesen großen und exterm unterschiedlichen Zahlenverhältnissen unpraktisch und wenig anschaulich ist, verwendet man ein logarithmisches Maß, den Lichtwert (LW) oder englisch "exposure value" (EV), wobei ein Unterschied von 1 zwischen zwei Lichtwerten (also etwa zwischen 10 und 11) dem Faktor 2 entspricht und auch als "eine Blendenstufe" bezeichnet wird. Statt der Änderung der Blende von z. B. f/8,0 auf f/5.6 kann man auch die Belichtungszeit verdoppeln, etwa von 1/250 s auf 1/125 s. Man könnte also genauso gut von Zeitstufen sprechen. Eine Stufe "+" entspricht immer der Verdoppelung der Lichtmenge, eine Stufe "-" der Halbierung.

Ändert man an der Kamera die Kombination der Blende von f/8 und die Zeit von 1/250 sec "gleichsinnig" auf Blende f/5,6 und Belichtungszeit 1/125 sec, so hat man eine Änderung um zwei "Blendenstufen" oder EV-Werte und somit eine Vervierfachung der wirksamen "Lichtmenge" eingestellt. Eine "gegensinnige" Änderung der Ausgangswerte auf Blende f/11 und Belichtungszeit 1/125 sec oder auf Blende f/5,6 und Belichtungszeit 1/500 sec ergibt dagegen die gleiche Belichtung. Die Blendenzahlen selbst haben ein Verhältnis von 1 zu (Wurzel 2) oder 1:1,414 pro Blendenstufe, da sie das Verhältnis von Brennweite zur wirksamen Lichtdurchtrittsfläche angeben. Verdoppelt sich der Durchmesser der Blende, vervierfacht sich die Lichtmenge, die Blendenzahl hat das Verhältnis 1:2 (z. B. Blende 4 oder Blende 8). Daher decken diesen Bereich die "Blendenstufen" 4, 5,6 und 8 ab.

Diafilm hat einen Belichtungsumfang von etwa 6 Blendenstufen (Helligeitsverhältnis oder Motivkontrast 1:64) – das ist wesentlich weniger als das, was eine digitale Spiegelreflexkamera bietet, deren aktuelle Modelle im Amateur- und Mittelklassebereich heute bei niederer oder mittlerer Empfindlichkeit 9 bis 10 Blendenstufen schaffen (1:512 bis 1:1024); während Negativfilme etwa 10 oder 11 Blendenstufen (ca. 1:1000 bis 1:2000) verkraften – so groß ist der Unterschied also nicht mehr, zumindest nicht bei Farbfilmen.

Unangenehm ist allerdings eine Erscheinung bei der herausgekitzelten Wiedergabe der Schatten am unteren Ende des Belichtungsspielraums – Banding genannt, die Bildung von stufigen, klar getrennten Inseln unterschiedlicher Töne, die streifenförmig oder mit klötzchenartigen Begrenzungen auftreten können und damit sehr viel störender sind als grobes Korn bei hochempfindlichen Filmen. Auch das in den Schatten gerne auftretende "Farbrauschen" ist recht unästhetisch. So ist heute eine Verbesserung des Tonwertumfangs viel mehr herbeizuwünschen als noch mehr Pixel.

EV (LW) Blendenzahlen (in 1/3-Stufen) Belichtungszeit
-4 22 1/2000
20 1/1600
18 1/1250
-3 16 1/1000
14 1/800
13 1/640
-2 11 1/500
10 1/400
9 1/320
-1 8 1/250
7,1 1/200
6,3 1/160
5,6 1/125
5 1/100
4,5 1/80
1 4 1/60
3,5 1/50
3,2 1/40
2 2,8 1/30
2,5 1/25
2,2 1/20
3 2 1/15
1,8 1/13
1,6 1/10
4 1,4 1/8
(rot hervorgehoben sind die "klassischen" ganzen Blendenstufen-Werte)

Der Belichtungsspielraum der 40D beträgt rund 9,5 EV; bei der Fuji Finepix S5 pro sind es sogar 10 EV und mehr.