SCO vs. Linux: Novell wirft Geld in den Ring
Novell ist die Unterstützung seiner Linux-Kunden in möglichen Rechtsstreitigkeiten mit SCO offensichtlich einiges wert: Der Netzwerkspezialist initiiert ein Rechtsschutzprogramm für Schadensersatz bei möglichen Urheberrechtsklagen.
- Jürgen Kuri
Novell ist die Unterstützung seiner Linux-Kunden in möglichen Rechtsstreitigkeiten mit SCO offensichtlich einiges wert: Der Netzwerk-Spezialist, der gerade den erfolgreichen Abschluss der Übernahme des deutschen Linux-Distributors SUSE verkündete, initiiert ein so genanntes Linux Indemnification Program. Damit sollen Kunden vor möglichen juristischen Folgen geschützt werden, die durch den Einsatz von Linux entstehen könnten. SCO, die im Rechtsstreit mit IBM wegen angeblich von Unix System V geklauten Codes im Linux-Kernel eigentlich dieser Tage dem Gericht Beweise vorlegen müssen, drohte bereits damit, auch Anwender von Linux wegen Copyright-Verletzung zu verklagen. Novell wiederum beansprucht gegenüber SCO selbst Urheberrechte am Unix-Code.
Die Haftungsbefreiung und entsprechende Schadensersatzleistungen beziehungsweise Kostenerstattungen können alle Anwender beanspruchen, gegen die "von dritter Seite", wie Novell vorsichtig formuliert, Beschuldigungen wegen Copyright-Verletzung vorgebracht werden. Um in den Genuss des Programms zu kommen, müssen die Nutzer registrierte Novell-Kunden sein, die den SUSE Linux Enterprise Server gekauft und nach dem 12. Januar 2004 Verträge zur "Upgrade Protection" sowie für technischen Support mit Novell geschlossen haben. Novell sehe sich dem Erfolg von Linux verpflichtet; man sei zudem in einer einzigartigen Position unter den Linux-Anbietern, da man eine komplette Produktpalette und globalen Support anbieten könne, meinte Novell. Das Indemnification Program senke nun die Hürden für den Einsatz von Linux in Unternehmen weiter.
Novell geht damit allerdings eigene Wege im Unterschied zu Firmen wie IBM oder Intel -- diese beteiligten sich an einem Hilfsfonds für Linux-Anwender, der vom Open Source Development Lab (OSDL) aufgelegt wurde. Für Novell scheint sich aber mit einer eigenen Rechtsschutz-Initiative die Hoffnung zu verbinden, weiter auf dem Linux-Markt reüssieren zu können -- auch für Nutzer anderer Linux-Systeme will man in Kürze ein Programm auflegen, durch das sie "Kunden von Novell SUSE Linux werden", wie Novell formuliert: So kämen sie dann auch in den Genuss des Indemnification-Programms. Immerhin formuliert die Firma eindeutige Bedingungen und Zusagen für das Programm zum Schutz gegen die Folgen möglicher Copyright-Klagen, was bei vielen Kunden Nervenflattern angesichts der SCO-Klage tatsächlich verhindern dürfte.
Derweil kommentierte SCO die unter prominenter Beteiligung zustande gekommene Initiative des OSDL recht lapidar: Diese Aktionen änderten nichts daran, dass SCOs geistiges Eigentum in Linux gefunden wurde. Wenn Hersteller sich so sicher fühlten mit den Grundlagen für das geistige Eigentum ihrer Beiträge zu Linux, dann sollten sie auch entsprechende Unterstützung anbieten und die Anwender mit echten, auf Hersteller-Initiativen gestützte Schadensersatzzusicherungen unterstützten. Dass Novell genau dies nun tut, dürfte SCO allerdings kaum abschrecken.
Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch: (jk)
- Ein Fonds für Anwender und eine Frist für Beweise
- SCO verhandelte mit Google über Lizenzabkommen
- SCO vs. Linux vs. Linus
- Novell beansprucht das Unix-Copyright
- Stagnierendes Geschäft mit DMCA-Klage anschieben
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