Steve Ballmer versucht halbherzigen Tablet-Konter
Microsofts angebliche Tablet-PC-Attacke gegen Apples noch gar nicht vorgestellten Tablet-PC blieb harmlos. Firmenchef Steve Ballmer präsentierte auf der CES-Keynote drei Touchscreen-Computer von Archos, HP und Pegatron – allerdings ohne Details zu nennen.
- Erich Bonnert
In Erwartung eines Tablet-Computer von Apple hatten alle Beobachter damit gerechnet, Microsoft werde während der CES-Keynote von Firmenchef Steve Ballmer einen eigenen Tablet-PC vorstellen. So verriet die New York Times Ballmers angeblichen Tablet-Plan bereits am Vortag. Und das Wall Street Journal hat die Apple-Ankündigung schon auf den 27. Januar terminiert, ohne dass Apple zu Tablets jemals eine Aussage gemacht hat.
(Bild: Heise Online)
Microsofts Gegenschlag fiel dann jedoch recht antizyklisch aus. In einer hastigen Demonstration von nur wenigen Minuten zeigte Ballmer drei flache, tastaturlose Rechner, die allesamt unter Windows 7 laufen. Hersteller sind die französische Firma Archos, der US-Konzern Hewlett-Packard und Pegatron, ein ODM-Hersteller aus Taiwan, der im vergangenen Jahr von Asus ausgegründet wurde. Ballmer führte den HP-Prototyp kurz vor, jedoch ohne Erläuterung von Hardware-Details. Nach Auswahl eines digitalen Buches beim Online-Händler Amazon (offenbar per WLAN-Verbindung), kopierte der Slate-PC das Dokument sekundenschnell herunter und zeigte es per Kindle-Software an. Die gesamte Bedienung erfolgt per Fingerdruck auf dem Touchscreen-Display.
Im Vergleich zum Slate PC war die zuvor auf einem Windows-7-Notebook demonstrierte E-Reader-Software Blio wesentlich eindrucksvoller. Digitale Bücher können in Blio interaktive Grafiken und Videos ausführen. Zudem können sie mit Bildern und selbst erstellten Office10-Dokumenten erweitert werden. Die Blio-Software für Windows stammt von K-NFB Reading Technology, einem Joint Venture zwischen Kurzweil Technologies und der National Federation for the Blind. Das Programm soll in Kürze kostenlos zum Download angeboten werden.
Das Slate-Gerät hat ungefähr die Größe von Amazons Kindle DX-Reader (9,7 Zoll Diagonale). Zu den Abmessungen und der Ausstattung sagte Ballmer nur, dass Rechner dieser Art "fast so portabel wie ein Telefon und mächtig wie ein Windows-7-PC" seien. Auch zu den Preisen gab es keine Angaben.
Für Internet-Provider hat Microsoft eine neue Version seiner IPTV-Lösung parat: Mediaroom 2.0 integriert die Web-Anwendungsplattform Silverlight und bringt mit Smooth Streaming ein Verfahren zur Anpassung von Internet-Videos an variierende Bandbreiten. Bisher konnten Provider ihre IPTV-Dienste nur auf speziell konfigurierten und überwachten DSL-Verbindungen anbieten. Außerdem führte Ballmer vor, wie Media-Center-Anwender jetzt mit Harddisk-Recorder-Funktionen im Video-Stream vor- und zurückspringen können. (jkj)