Atomkraft: Grüne greifen tschechische AKW-Pläne an
Tschechien macht keine Anstalten, die Atomkraftwerke in seinem Land abzuschalten, sie sollen sogar ausgebaut werden. Dagegen wehren sich die Grünen.
Das seit 1970 laufende Atomkraftwerk Dukovany hat heute eine Kapazität von 1760 MW.
(Bild: cez.cz)
- Andreas Wilkens
Tschechien will am Ausbau der Atomkraft festhalten, das erzürnt die deutschen Grünen. Die Vorsitzende des Umweltausschusses des Deutschen Bundestages, die Grünen-Abgeordnete Sylvia Kotting-Uhl, hat vor diesem Hintergrund dem tschechischen Industrieminister Karel Havlíček einen Protestbrief geschickt. "Atomkatastrophen sind per Definition unkontrollierbar und haben bereits ihre langfristigen negativen Auswirkungen gezeigt", schreibt Kotting-Uhl laut einem Bericht der Passauer Neuen Presse. "Deshalb beobachten wir den Ausbau der Kernenergie in Nachbarländern mit großer Sorge."
"Atomkraft ist etwas für Reiche"
"Es gibt keinen anderen Weg als die Atomenergie", hatte Havlíček vorige Woche in einer Sendung des tschechischen Fernsehens gesagt. Den Bedarf mit erneuerbaren Energieträgern decken zu wollen sei aus wirtschaftlicher, geografischer und technischer Sicht "Unsinn", erklärte der Unternehmer und Politiker. Der Energiewende-Vorreiter Deutschland sei "ein sehr reiches Land, das sich solche Investitionen erlauben kann".
Kotting-Uhl weist dies laut dem PNP-Bericht zurück und macht auf das unkalkulierbare Risiko der Kerntechnik und die hohen Kosten der Atomkraft aufmerksam, insbesondere für die Endlagerung. "Die höchsten Kosten bleiben jene eines atomaren Unfalls", schreibt sie und ergänzt: "Kein Land ist wohlhabend genug, sich Atomkraft zu leisten."
Anzeichen für Bau neuer Atomblöcke
Die Grüne empfiehlt eindringlich den Ausbau von erneuerbaren Energien wie Wind, Wasser und Sonnenkraft: "Ich bitte Sie, diese Chance nicht zu vergeuden – setzen Sie auf saubere und erneuerbare Energien an Stelle von gefährlicher und kostspieliger Atomkraft."
Unterdessen wurde bekannt, dass der teilstaatliche tschechische Stromkonzern ČEZ bereits vor Monaten zwei Tochterfirmen für den Bau neuer AKW-Blöcke an den beiden Standorten Temelin und Dukovany gegründet hat. Das sei ein klares Signal, dass der Investitionsprozess beginne, erklärte dazu Havlicek. Über die genauen Konditionen wird noch verhandelt. Es geht um die Frage, in welchem Umfang der Staat Garantien für Kredite zur Finanzierung der Bauprojekte übernimmt.
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(anw)