Dieselaffäre: Verbraucherschützer fordern von VW Garantien und Schadenersatz
Anderthalb Jahre nach dem Auffliegen der Abgasmanipulationen bei Volkswagen beklagt der Verbraucherschutzverband, dass deutsche Kunden immer noch auf eine "Geste der Demut aus Wolfsburg" warten müssten.
(Bild: Kristina Beer<br><br>)
- Stefan Krempl
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbz) hat anderthalb Jahre, nachdem die US-Umweltbehörde EPA Volkswagen den Einsatz von Schummelsoftware bei Abgasmessungen vorwarf und damit den Dieselskandal auslöste, die Geduld mit dem Autokonzern verloren. VW müsse "endlich auch seinen europäischen Kunden entgegenkommen", verlangt die Vereinigung in einem am Donnerstag veröffentlichten Forderungskatalog. Die Betroffenen erwarteten "Garantien für nachgerüstete Fahrzeuge" und "Entschädigungen wie auch in den USA".
Keine Entschädigung
Wer in Europa einen Schummeldiesel von VW gekauft hat oder anderweitig von der Abgasaffäre betroffen ist, kann bislang nicht auf Schadenersatz hoffen. Der Konzern geht davon aus, dass die Einrichtung, mit der die Abgasreinigung auf dem Prüfstand abgeschaltet wurde, nicht gegen EU-Recht verstößt und man daher nicht von einer Manipulation sprechen könne. In den USA hat sich der Autobauer dagegen auf einen Vergleich eingelassen und zahlt dort über 16,5 Milliarden US-Dollar Entschädigung und Strafen.
VW hat auch in Europa damit begonnen, betroffene Fahrzeuge mit neuer Software auszustatten. Der vzbz drängt nun darauf, die Gewährleistungsfrist durch den Konzern für solche Autos bis Ende 2021 zu verlängern. Eigentlich verjähren die Ansprüche im Dezember. Die Verbraucherschützer votieren ferner dafür, das sogenannte Typgenehmigungsverfahren für Fahrzeuge generell zu überarbeiten, um Vorfälle wie den VW-Skandal künftig zu verhindern. In diesem Rahmen müssten Verbrauch und Schadstoffausstoß unabhängig und realitätsnah geprüft werden. Bereits zugelassene Fahrzeuge sowie Sanktionen bei Verstößen seien wirksam zu überwachen.
Kein weißer Rauch
Die Verbraucher hierzulande warteten nach all der Zeit "immer noch auf eine Geste der Demut aus Wolfsburg", kritisierte vzbv-Vorstand Klaus Müller den Konzern scharf. Statt weißem Rauch aus der Friedenspfeife steige weiter rußiger Qualm aus dem Auspuff. Die Kunden seien verunsichert und frustriert. Der Autobauer sollte daher zu vertrauensbildenden Maßnahmen greifen, solange mit einem höchstrichterlichen Urteil in anhängenden Klagen erst in einigen Jahren zu rechnen sei. Zudem müsse die Politik in Berlin und Brüssel ihre Hausaufgaben machen, wobei es Deutschland gut zu Gesicht stünde, mit dem Fuß auf dem Gaspedal für klare Regeln zu sorgen. (vbr)