Totalüberwachung für australische Kühe

Australische Forscher bringen Kühe ins Internet. GPS-Tagger orten die Tiere nicht nur, sondern protokollieren auch ihr Weideverhalten. Gekoppelt mit einem Sensornetz sollen Landwirte ihre Farm komplett digital überwachen können.

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Von
  • Gerald Himmelein

David Lamb lehrt Physik und Präzisionslandwirtschaft an der University von New England (UNE). Sein aktuelles Projekt ist eine Herde mit 50 "Smart Cows", die GPS-Etiketten am Ohr tragen. Die Tags stammen vom australischen Unternehmen "Taggle", das auch eine Herde von 300 Droughtmaster-Rindern überwacht.

Kuh mit GPS-Tag

(Bild: CSIRO, NSA)

Über die GPS-Tags kann Lamb die Position der Kühe an einem stationären Rechner auf dem Bauernhof protokollieren und sie unterwegs über ein Tablet orten. Anhand der ermittelten Daten können die Landwirte aus der Ferne etwa feststellen, ob Kühe gestorben sind, gestohlen werden oder gerade kalben.

Die UNE-Forscher arbeiten daran, zusätzlich die Bewegungen der Herde zu verfolgen. Anhand dieser Entwicklungen können Landwirte die Lieblings-Weideplätze und die Nahrungsmittelverfügbarkeit erkennen. Die Kirby-Farm der UNE liegt in Armidale, Australien und ist 728 Hektar groß.

Die GPS-Daten der Kühe sind weltweit zugänglich – wer mal spicken mag, findet auf der Taggle-Website eine Karte mit aktuell eingeblendeten Kuhpositionen. Leider sind sie nur mit fünfstelligen Kürzeln wie "bd5b2" und "eb2c1" gekennzeichnet statt mit Namen wie Berta und Elsie.

Die Farm der UNE ist ein Projekt der australischen Breitbandinitiative, die vom National Broadband Network (NBN) betrieben und von der Forschungsbehörde CSIRO unterstützt wird. Das NBN strebt die flächendeckende Installation von Breitband-Hotspots auf allen Landwirtschaftsbetrieben an. Auf der Kirby-Farm testet CSIRO auch ein Netz aus 100 Sensoren, die in Fünfminuten-Intervallen Informationen über die Feuchtigkeit sowie die Temperatur von Luft und Boden melden.

Kirby ist als "SMART Farm" konzipiert, wobei das Akronym für "Sustainable, Manageable and Accessible Rural Technologies" steht. Das Pilotprojekt soll australische Landwirte davon überzeugen, mit digitaler Technik ihre Erträge zu optimieren. Hierfür betreibt CSIRO auch das Projekt "Pastures from Space", das Landwirte mit Satellitenbildern zum Zustand ihrer Felder versorgt.

Vom 26. bis 28. Juni findet in Armidale die Konferenz "Digital Rural Futures" statt. Dort geht es auch um andere Anwendungen von Sensorik auf die Landwirtschaft, darunter Warnsensoren für Weinstöcke, Baldachine zur Steuerung von Düngungen und Feuchtigkeitssensoren, um Bereiche gezielt wässern zu können. (ghi)