Für dieses Bild wurde der Sternenhimmel aus 15 Einzelaufnahmen gestackt und der Vordergrund lange belichtet, um ein zu starkes Aufhellen der Tiefen während der Bildbearbeitung zu vermeiden. Somit konnte das Bildrauschen stark reduziert werden.
Canon 6D (astromodifiziert) | 24 mm | ISO 6400 | f/2.0 | Hintergrund: Stack aus 15 Bildern à 12 s, Vordergrund: 132 s
Katja Seidel
Milchstraßenfotos
Methoden zur Rauschreduzierung
Milchstraßenfotos entstehen häufig bei hohen ISO-Einstellungen. Mit diesen vier Strategien reduzieren Sie das Rauschen in Ihren Bildern mit vergleichsweise einfachen Mitteln.
H aben Sie sich bereits an Nachtfotos versucht und sich bei der Bildbearbeitung über ein starkes Rauschen in Ihren Aufnahmen geärgert? Obwohl viele moderne Kameras schon sehr gut mit schlechten Lichtverhältnissen umgehen können, lässt sich ein gewisses Bildrauschen auf Astrofotos nicht verhindern. Verstärkt wird dies besonders in den Tiefen der Bilder, die im Rahmen der Nachbearbeitung meist noch aufgehellt werden müssen. Aber ganz gleich, ob Sie Ihre Milchstraßenfotos be reits mit professionellem Equipment auf nehmen oder sich fragen, ob Sie aus Ihren Aufnahmen mit Einsteiger-Fotoausrüstung noch mehr herausholen können – in diesem Artikel werden Sie einige Anregungen für die Verbes serung Ihrer Nachtaufnahmen bekommen. Und dafür brauchen Sie keine neue Kamera.
Planung und Aufnahme von Milchstraßenaufnahmen
Bevor Sie in diesem Artikel spezielle Techniken zur Aufnahme und Bearbeitung von Milchstraßenfotos kennenlernen, kommen hier noch ein paar Tipps für die Planung und „normale“ Aufnahme solcher Bilder.
Die wenigsten beeindruckenden Aufnahmen der Milchstraße entstehen zufällig. Voraussetzungen sind ein möglichst dunkler Ort sowie eine Landschaft, die sich harmonisch mit dem Milchstraßenzentrum oder -bogen am Nachthimmel komponieren lässt. Die Kombination aus beidem ist heutzutage nicht so leicht zu finden, da die zunehmende Lichtverschmutzung der Städte immer seltener einen Blick auf einen wirklich dunklen Sternenhimmel erlaubt. Darüber hinaus müssen bei der Planung auch die Mond- und Dämmerungsphasen berücksichtigt werden. Nur wenn kein Mondlicht den Nachthimmel aufhellt und die Dämmerung vorüber ist, kann das Milchstraßenzentrum wirklich beeindruckend abgelichtet werden. Webseiten und Apps wie „The Photographer’s Ephemeris“ (TPE) helfen dabei, diese Faktoren im Blick zu behalten. Für die Planung einer eindrucksvollen Bildkomposition eignen sich – neben dem Location Scouting tagsüber vor Ort – spezielle Apps wie TPE 3D (aktuell nur für iOS erhältlich) oder Planit Pro (für iOS und Android erhältlich), welche mithilfe präziser Geodaten einen virtuellen Blick auf Landschaft und Sternenhimmel ermöglichen.
Bei der Aufnahme des Milchstraßenfotos kommt es dann schließlich auf drei Dinge an:
> die passende Komposition der Astrolandschaftsaufnahme,
> die korrekte Belichtung und
> einen korrekt sitzenden Fokus.
Mit den genannten Apps stimmen Sie eine gefällige Komposition bereits im Vorfeld ab. Idealerweise haben Sie außerdem bereits alle Aufnahmeparameter bei Tageslicht an Kamera und Objektiv eingestellt, damit Sie vor Ort nicht lange im Dunkeln herumhantieren müssen.
Mit Planungsapps wie TPE und TPE 3D lassen sich Höhe und Position des Milchstraßenzentrums, die Lage zu umliegenden Bergen sowie die Lichtverschmutzung einfach vom Sofa aus ermitteln.
Blende, Belichtungszeit und ISO hängen sehr stark vom Equipment ab: Ich selbst arbeite häufig mit e iner astromodifizierten Vollformatkamera. Einen Einfluss auf das Rauschen hat die Astromodifikation allerdings nicht. Sie wirkt sich vielmehr auf die Farbwiedergabe aus und ist vor allem für Fotografen interessant, die sich wie ich auch mit Deep-Sky-Aufnahmen beschäftigen. Für Milchstraßenaufnahmen ist eine Astromodifizierung nicht zwingend nötig.
Die Lichtstärke des Objektivs entscheidet über die Blende, wobei diese möglichst weit geöffnet sein sollte, um so viel Licht wie möglichst zu sammeln. Astrofotografen arbeiten häufig mit Werten von f/1.4 oder f/2.0 im Milchstraßen-tauglichen Brennweitenbereich zwischen 15 und 50 Millimetern.
Anhand der Brennweite lässt sich auch die maximale Belichtungszeit ermitteln, ab der die Sterne aufgrund der Erdrotation strichförmig werden. Für eine runde Sternabbildung können Sie als grobe Faustformel 300 durch Ihre Brennweite teilen. Arbeiten Sie also mit einem 24-Millimeter-Objektiv, teilen Sie 300 durch 24 und kommen dann auf eine Belichtungszeit von etwa 12 Sekunden. Dies gilt für Kleinbildsensoren (Vollformatkameras). Nutzen Sie eine APS-C Kamera, multiplizieren Sie die Brennweite des Objektivs vorher noch mit dem Crop-Faktor Ihrer Kamera (z.B. 1,6 bei Canon oder 1,5 bei Nikon).
Die ISO-Zahl passen Sie entsprechend an. Meist muss sie wegen des fehlenden Umgebungslichtes auf 3200 oder 6400 gesetzt werden, was bei den meisten Kameras ein merkliches Rauschen verursacht.
Der letzte Schritt zum Milchstraßenbild ist meist die größte Herausforderung in der Nachtfotografie: das Scharfstellen. Hierfür sollten Sie Ihr Objektiv bereits grob eingerichtet haben – beispielsweise über die Entfernungs-Skala am Objektiv. Danach aktivieren Sie den LiveView an der Kamera und stellen die maximale Vergrößerung ein. Nun „suchen“ Sie mit dem Cursor nach eventuell sichtbaren Sternen (hellen Punkten) und versuchen, diese über vorsichtiges Drehen am Fokusring maximal klein zu bekommen, was der Fokussierung auf unendlich entspricht.
Ist alles korrekt eingestellt, können Sie die ersten Probeaufnahmen machen. Nutzen Sie dazu am besten den internen Zwei-Sekunden-Selbstauslöser oder einen Fernauslöser, um Verwacklungen zu vermeiden. Die korrekte Helligkeit beurteilen Sie am besten anhand des Histogramms, in welchem der Pixelberg möglichst weit vom linken Rand entfernt liegen sollte.
Strategie 1: Software zur Rauschreduzierung