Mesa 11.1 bringt optimierte 3D-Treiber

Die 3D-Treiber von Mesa 11.1 entlocken modernen Grafikchips von AMD, Intel und Nvidia mehr Geschwindigkeit. Die neue Version der Grafikbibliothek, über die alle großen Linux-Distributionen die quelloffenen, standardmäßig eingerichteten 3D-Treiber erhalten, bringt zudem erstmals den 3D-Treiber Virgl mit. Er ermöglicht 3D-Beschleunigung bei Linux-Distributionen, die in virtuellen Maschinen (VMs) unter der Kernel-eigenen Virtualisierungslösung KVM laufen.
Der für Linux-Gastsysteme gedachte Mesa-Treiber führt die 3D-Befehle allerdings nicht selbst aus; er leitet sie vielmehr über den Linux-Kernel und den Systememulator Qemu an den Wirt durch, damit der die 3D-Befehle mit seinem Grafiktreiber und folglich mit der Hardware-Beschleunigung des Grafikchips ausführt. Dieses über mehrere Jahre unter dem Begriff „Virgl 3D“ entwickelte Verfahren erfordert daher mindestens Qemu 2.5 und den im Januar erwarteten Linux-Kernel 4.4.
Der in Mesa 11.1 enthaltene 3D-Treiber von Intel beherrscht 16x Multisample Anti-Aliasing (MSAA) – allerdings nur bei Skylake-Prozessoren, zu denen die seit August verkauften Core-i-Modelle der 6000er-Reihe gehören. Beim für aktuelle AMD-Grafikprozessoren zuständigen Treiber Radeonsi gab es eine ganze Reihe kleinerer Verbesserungen, um die Performance ein wenig zu steigern oder Fehler und Funktionslücken zu beseitigen.
AMD hat derweil bei der Vorstellung der Initiative „GPUOpen“ (siehe Seite 18) seine Treiberstrategie für Linux näher erläutert. Seinen proprietären Catalyst-Treiber will das Unternehmen ad acta legen und durch zwei Treiberfamilien ersetzen. Bei der einen sind die Treiber für Linux-Kernel, X-Server, Multimedia-Funktionen und 3D-Beschleunigung alle Open-Source-Software. Drei dieser Treiber kommen auch bei der zweiten Treiberfamilie zum Einsatz, zu der ein proprietärer 3D-Treiber gehört; dieser für Gamer und professionelle Einsatzgebiete gedachte Treiber soll Funktionen implementieren, die dem quelloffenen Treiber fehlen. Die quelloffene Treiberfamilie heißt Amdgpu und ist in einigen der neuesten Linux-Distributionen bereits enthalten; die zweite Familie will AMD bald vorstellen. (thl@ct.de)