Open Source Automation Days 2019
Viel Ansible und ein bisschen KI
Dreißig Vorträge rund um quelloffene Automatisierungswerkzeuge boten die diesjährigen OSAD Systemadministratoren, Entwicklern und Entscheidern.
Mitte Oktober fand die dritte Auflage der Automatisierungskonferenz OSAD statt. Aus dem einstigen Open Source Automation Day sind inzwischen Days geworden, denn das Vortragsprogramm erstreckte sich diesmal über zwei Tage, denen ein Workshop-Tag voranging. Die Anzahl der Vorträge stieg gegenüber dem Vorjahr von 20 auf 30, geblieben ist die Aufteilung der Beiträge in Strategie-/Business- und Technik-Tracks.
Im Vergleich zu den bisherigen Events hatte das Organisationsteam der Münchener ATIX AG nicht nur die Agenda, sondern auch die Location aufgestockt und die Tagung ins Hilton Munich Airport verlagert, wo die 150 Teilnehmer Platz fanden. Am vorgeschalteten Workshoptag konnten diese zwischen Workshops zu Ansible, Puppet, Kubernetes und Foreman wählen.
Chihuahua oder Muffin
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz sei insbesondere kulturell in Unternehmen aufzuarbeiten, um Mitarbeitern die Angst „vor der Maschine“ zu nehmen, so die zentrale Aussage von Steven McAuley in seiner Einführungskeynote. Der Chief Strategy Officer bei TinyBox Inc. lieferte einen Überblick über aktuelle Forschungen in diesem Bereich. Er nannte Anwendungsbeispiele bekannter Unternehmen und zeigte strategische und vor allem personelle Hürden auf. Henning von Kielpinski, Technical Account Manager bei Google Deutschland, knüpfte hieran inhaltlich an und informierte über Googles ML-Aktivitäten. Im Vordergrund seines Vortrags stand das Framework TensorFlow, das als Open-Source-Projekt weiterentwickelt wird und im Bereich künstlicher Intelligenz eine große Relevanz hat, da es auf verhältnismäßig einfache Art und Weise erlaubt, neuronale Netze abzubilden. Dabei genießt es nicht nur den Status eines De-facto-Standards, sondern spielt auch gut mit anderen ML-Werkzeugen zusammen. Außerdem stellte Kielpinski zwei Umweltprojekte vor, die TensorFlow mit IoT-Hardware kombinieren, um Waldbrände in Kalifornien und illegale Rodungen in Südamerika einzudämmen. Dass sich nicht jedes Problem mittels Machine Learning in Regeln abbilden lässt, veranschaulichte Kielpinski am Beispiel eines Algorithmus, der Fotos entweder als Chihuahua oder Muffin klassifizieren sollte (alle Links siehe ix.de/zk8m).
Jonas Trüstedt, Senior IT-Consultant beim Veranstalter ATIX, informierte unter anderem über die kommende Version 5.0 des hauseigenen Foreman-Ablegers Orcharhino. Die neue Release des Orchestrierungswerkzeugs beinhaltet beispielsweise den von der Anwendergruppe gewünschten Proxmox-Support und lässt sich zum ersten Mal auch auf CentOS statt Red Hat Enterprise Linux installieren.
Ansible: Core und Galaxy
Um die Zukunft des Ökosystems rund um das Automatisierungswerkzeug Ansible ging es in einem weiteren Highlight, dem Vortrag von Roland Wolters, Senior Product Marketing Manager EMEA bei Red Hat. Aufgrund des sehr großen Anwenderkreises und der zahlreichen Quellcodebeiträge bedürfe es einer Aufteilung der Software, um die kontinuierliche Weiterentwicklung zu beschleunigen. So wurde Ansible inzwischen mehr als 17000 Mal als Fork geklont und erhielt von 4700 Entwicklern über 47000 Codeänderungen. Mit der bisherigen Vorgehensweise findet die Masse an Beiträgen nicht mehr zeitnah Einzug in das Produkt. Während aktuelle Ansible-Versionen neben dem Core auch Zusatzmodule, Plug-ins und Dokumentationen enthalten, sollen sämtliche Inhalte abseits des Core in Zukunft in die Ansible Galaxy-Community ausgelagert werden. Dies erfordert ein neues Paketierungsformat, das Ansible bereits mit Version 2.9 integrieren soll.
Die neue Automation Platform kombiniert Ansible Engine unter anderem mit der Orchestrierungssoftware Ansible Tower und Ansible Network Automation zur Konfiguration komplexer Infrastruktur- und Cloud-Netzwerke. Mit dem ebenfalls neuen Automation Hub gibt es eine On-Premises-Variante der Ansible Galaxy, die dem Kunden dabei helfen soll, durch Red Hat zertifizierte Inhalte zu verwenden. Zertifizierte Partner können zudem Eigenentwicklungen beisteuern. Der Service Automation Analytics soll Administratoren einen detaillierten und mit Statistiken und Gesundheitsinformationen angereicherten Einblick in ihre Infrastruktur ermöglichen.
Die Client-Management-Software opsi enthält in der kommenden Version 4.2 serverseitigen Support für Python 3. Die Migration auf ein neues, deutlich moderneres Backend-Framework soll den ersten Stein für potenzielle Microservices-Architekturen legen. Eine erste Testversion will der Hersteller, die uib GmbH aus Mainz, noch 2019 veröffentlichen.
Christian Stankowic, Senior System Engineer bei SVA GmbH und Autor dieses Konferenzberichts, gab einen Überblick über die Vielfalt an Open-Source-Tools im Bereich Konfigurationsmanagement, zeigte Stärken und Schwächen auf und berichtete über seine Erfahrungen aus dem Projektgeschäft. Auch stellte er seinen selbst entwickelten Workflow auf Basis von HashiCorp Terraform und dem DevSec Framework vor, mit dem sich Systeme automatisiert bereitstellen und anschließend absichern lassen.
Dass Projekte nicht immer reibungslos verlaufen, zeigte der System Engineer Jens Schanz der Müller Holding in seinem sympathisch ehrlichen IT-Erfahrungsbericht außerhalb der üblichen Hype-Themen Docker, Kubernetes und OpenStack. Schanz präsentierte die IT-Anforderungen der Drogeriekette und wie sie diese mit einem kleinen Team bedient, ohne auf exotische, weniger am Markt erprobte Tools setzen zu müssen.
Bei einem abschließenden Meetup am „Tag danach“ bei ATIX stand die Arbeit an Plug-ins und Übersetzungen für das Lebenszyklus-Systemmanagement-Werkzeug Foreman im Mittelpunkt. Die Vorbereitungen für die nächsten OSAD im Herbst 2020 haben bereits begonnen. (akl@ix.de)