Make Magazin 1/2017
S. 66
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Multifunktionsgerät

Drucker-Fax-Scanner-Kopierer, die eierlegenden Wollmilchsäue im Heimbüro: So preiswert in der Anschaffung, dass eine Reparatur nicht lohnt. Aber deshalb gleich in den Elektronik-Schrott damit?

Der Übeltäter: Mehrere Verstopfungen der winzigen Düsen im Druckkopf hielten selbst rabiatesten Reinigungsmethoden stand. Trotzdem findet sich hier noch Brauchbares. Der Druckkopf erhält seine Signale über lange flexible Flachkabel. Damit kann man beim Raspi Kamera und Display anschließen.

Für weniger als 100 Euro vereinigen Multifunktionsgeräte nahezu eine komplette Büroausrüstung. Im Verbrauch sind die Multitalente aber eher teuer: Ein Satz Original-Tintenpatronen kostet beinahe so viel wie das Gerät selbst. Und mit „nachgemachten“ Patronen gibt es häufig Probleme: Sie werden vom Gerät nicht oder nur für kurze Zeit akzeptiert, die Druckqualität ist geringer oder die Tinte schmiert. Oft verstopfen auch die winzigen Düsen im Druckkopf. Das lässt sich zwar nicht unbedingt auf die Verwendung von Fremdtinte zurückführen, sondern öfter auf Eintrocknen wegen seltener Benutzung aufgrund der hohen Tintenkosten. Der Effekt ist derselbe, Gerät kaputt, Reparatur lohnt nicht, denn die Kosten dafür übersteigen den Preis eines Neugeräts. Doch bitte nicht wegwerfen. In dem Tausendsassa stecken viele Teile, die prächtig mit Raspberry und Arduino harmonieren.

Eine Pumpe im Tintenstrahldrucker? Diese Schlauchpumpe fördert die vom Druckkopf tropfende Tinte (zum Beispiel beim Reinigen) in den Resttintenbehälter. Mit einem Arduino-gesteuerten Schrittmotor versehen könnte sie als Dosierpumpe einen neuen Job finden und beim Düngen von Pflanzen oder Aquarien helfen.
Zwei Gleichstrom- und ein Schrittmotor sowie zahlreiche Zahnräder und -riemen sitzen im Druckwerk und im Papiereinzug des Scannerteils. Die DC-Motoren laufen schon mit 5 Volt recht kräftig. Ein weiterer Schrittmotor sorgt für den Vortrieb des Scannersensors. Für Roboterantriebe, Modellbau und ähnliche Mikrocontroller-Projekte gut geeignet. Wie man Motoren steuert, stand in der Make 6/16.
Der Drucker muss die Druckkopf-Position über dem Papier bestimmen. Das geschieht mit Hilfe des geriffelten Kunststoffrades (Encoderscheibe) an der Papiertransportwalze und einem kaum erkennbar gestreiften Kunststoffband an der Druckkopfschiene. Beide laufen durch Gabellichtschranken, die Impulse an die Elektronik liefern. Ideale Teile für eigene Projekte. Die Lichtschranken eignen sich als Wegbegrenzungssensoren oder Gehäuseschalter.
Neben zwei fetten Schalttransistoren (maximal 50 Volt/20 Ampere), einem Beeper und weiteren Kleinteilen ist vor allem das WLAN-Modul interessant. Der Hersteller hat freundlicherweise die technischen Daten des Moduls im Internet veröffentlicht (USB-Schnittstelle, 3,3 Volt). Es hat zwei interne und sogar einen Anschluss für eine externe Antenne. Der Raspi 2 freut sich schon auf diese Erweiterung. Das Netzteil des Druckers liefert übrigens 42 Volt.

Vor dem Auffüllen der Teilekiste steht nur etwas Schraubarbeit. Wichtig: Unbedingt vor dem Zerlegen die Tintenpatronen entfernen (meist geht das über das Wartungsmenü) und in einem Plastikbeutel gut verschlossen aufbewahren. Andernfalls kann das Auseinandernehmen in einer äußerst schmutzigen Farbschlacht auf Hose und Fußboden enden, deren Spuren kaum zu beseitigen sind. Und dann einfach alles losschrauben, bis sämtliche inneren Organe vor ihnen liegen. hgb