MIT Technology Review 3/2022
S. 98
Dossier
Industrie 4.0

Das Ende des Kabels?

In Fabriken werden künftig zigtausende Sensoren verknüpft. Mit Kabeln ist das ein riesiger Aufwand. Neue Funkstandards springen in die Bresche.

Bernd Müller

In der Fabrik der Zukunft ist alles mit allem vernetzt. Diese Zukunft scheint aber noch sehr fern zu sein. Nur sechs Prozent aller Maschinen mit ausfallkritischen Funktionen werden online überwacht. Das kann teuer werden: Kommt die Produktion in einem Automobilwerk zum Stillstand, kostet das Millionen pro Tag. Dagegen hilft nur eines: Viele Sensoren montieren und vernetzen, was das Zeug hält. Leider ist das mit Kabeln aufwendig und teuer. „Da kommt Wireless ins Spiel“, sagt Thomas Weisshaupt, Manager bei Wirepas Oy, einem Hersteller für industrielle Funktechnologie. „Funk verbindet, was bisher unverbunden war.“

Schleifkontakte, Kabelschleppketten, Drehdurchführungen – überall, wo sich etwas bewegt, möchte man Kabel loswerden. Auch das Retrofitting, also das Aufrüsten und Vernetzen alter Maschinen, geht mit Funk leichter. Ebenso die selbstorganisierte Kooperation von Fahrzeugen oder von Robotern, wie sie die Industrie 4.0 für die Zukunft verspricht, braucht Funktechnik. Ein weiterer Trumpf sei die Ausfallsicherheit, so Frank Burkhardt, Gruppenleiter für industrielle Kommunikation am Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen IIS: „Luft geht nicht kaputt, Kabel schon.“