Sie wollen Arch Linux testen, haben aber Respekt vor der Installation? Kein Problem - wir haben für Sie eine einsteigerfreundliche Anleitung.
Arch Linux ist ein Linux-System für erfahrenere Benutzer und bietet ein schnelles, minimalistisches Basis-System, welches beliebig erweitert werden kann. Das Problem für viele Einsteiger: Die Installation von Arch Linux läuft nicht grafisch ab und es existiert auch zunächst keine mitgelieferte Desktopumgebung. Alles muss von Hand installiert und das System anschließend nach den eigenen Vorlieben angepasst werden. Im Folgenden zeigen wir Ihnen, wie Sie das aktuelle Betriebssystem Ihres PCs durch Arch Linux ersetzen können. Dabei richtet sich diese Anleitung besonders an Einsteiger. Wir erklären Schritt-für-Schritt, welche Vorbereitungen Sie treffen müssen, wie Sie das eigentliche Arch installieren und wie Sie eine Desktopumgebung einbinden.
1. Schritt: Erstellen Sie zunächst ein Backup Ihres PCs. Hier lesen Sie, wie Sie ein Backup für Windows anlegen und wie Sie ein Backup in Linux machen. Wenn Sie Arch auf Ihrer Festplatte installieren, werden das aktuelle Betriebssystem sowie alle Dateien gelöscht. Möchten Sie Arch nur ausprobieren, bietet sich die Installation über eine virtuelle Maschine an. Wir haben dazu bereits eine Anleitung zur Nutzung von Ubuntu in VirtualBox.
2. Schritt:
Sie müssen außerdem einen bootfähigen USB-Stick installieren. Laden Sie zunächst das offizielle Arch Linux Image von archlinux.de herunter. Die aktuelle Version unserer Anleitung ist 2020.01.01. Vergleichen Sie die Hashwerte der heruntergeladenen Datei über ein Tool oder über die Windows PowerShell via Get-FileHash. Mehr dazu unter microsoft.com. Danach erstellen Sie einen Linux-Boot-Stick nach unserer entsprechenden Anleitung. Sie können auch alternative Software wie Rufus oder balenaEtcher dafür verwenden.
Hinweis: Arch Linux unterstützt nur 64-Bit (x86_64) Rechner.
3. Schritt:
Starten Sie Ihren Computer neu und wählen Sie den USB-Stick als Startlaufwerk (Boot Device) im BIOS aus. Sobald Ihr PC startet, öffnen Sie das BIOS über eine spezifische Taste. Diese ist abhängig von Ihrem Hersteller. Oft sind es die Tasten [Esc], [F2], [F8], [F10], [F12] oder [Entf]. Mit welcher Taste Sie das BIOS starten, erfahren Sie hier. Im BIOS navigieren Sie zum Bootmenü und wählen mithilfe der Pfeiltasten den USB-Stick als Startlaufwerk aus. Speichern Sie die Änderung und booten Sie anschließend von dem USB-Stick.
Partitionen erstellen und einbinden
Sie müssen zunächst ein Laufwerk richtig partitionieren, damit Sie das Basis-System von Arch Linux installieren können. Im Folgenden erklären wir Ihnen Schritt-für-Schritt, wie Sie Partitionen erstellen und anschließend richtig einbinden:
1. Schritt:
Wählen Sie „Boot Arch-Linux x86_64“ aus.
2. Schritt:
Laden Sie zunächst das deutsche Tastaturlayout über "loadkeys de", damit später keine Fehler bei der Eingabe entstehen. Damit auch Umlaute korrekt ausgegeben werden, falls benötigt, geben Sie "loadkeys de-latin1" ein.
3. Schritt:
Sie müssen nun Partitionen erstellen. Dazu bietet sich das Partitionierungsprogramm cfdisk an. Starten Sie das Tool über den gleichnamigen Befehl. Sie müssen nun Ihren Partitionsstil festlegen. Wir wählen dos, was für den MBR-Partitionsstil steht. Lesen Sie unbedingt die Anleitung von archlinux.de, um sicherzustellen, dass Sie den richtigen Partitionsstil wählen. Mehr zu GPT vs. MBR lesen Sie auch hier in unseren tipps+tricks-Beitrag.Wichtig: Da wir in unserem Beispiel nur die Festplatte /dev/sda haben, wird diese automatisch von cfdisk gewählt. Haben Sie mehrere, können Sie bspw. über lsblk Ihre Festplatten einsehen und die richtige herausfinden. Starten Sie dann cfdisk über cfdisk /dev/sdx.
4. Schritt:
Ist die Festplatte beschrieben, können Sie dieser über [Delete] löschen. Unsere Festplatte ist bereits leer und wir müssen nun Partitionen erstellen. Navigieren Sie einfach mit den Pfeiltasten. Erstelle Sie eine "Swap"-Partition.
Gehen Sie auf [New] und drücken Sie [Enter]
Wählen Sie [primary] und drücken Sie erneut [Enter]
Tippen Sie eine Zahl in MB ein, z.B. 2048M für 2 GB. Als Faustregel für die Swap-Partition gilt: doppelt so groß wie Ihr RAM. Wir wählen hier z.B. für 2 GB RAM 4096 MB aus.
Wählen Sie [Type] aus und ändern diesen auf "82" für eine Linux-Swap-Partition.
Abschließend wählen Sie[Write] und bestätigen dieses durch die Eingabe von "yes" und [Enter].
5. Schritt:
Erstellen Sie nun die Hauptpartition für Arch. Hier werden das Basis-System sowie alle weiteren Dateien gespeichert. Gehen Sie wie folgt vor:
Stellen Sie sicher, dass die Partition "Free Space" ausgewählt ist.
Gehen Sie auf [New] und drücken Sie [Enter].
Wählen Sie [primary] und drücken Sie erneut [Enter].
Vergewissern Sie sich, dass die eingegebene Größer der Partition korrekt ist. Wir wählen 16G aus, was dem Rest unserer 20 GB Testfestplatte entspricht.
Wählen Sie [Bootable] aus und drücken Sie [Enter].
Abschließend wählen Sie[Write] und bestätigen Sie durch die Eingabe von "yes" und [Enter].
6. Schritt:
Die Partitionstabelle sollte jetzt wie bei uns im Screenshot aussehen. Klicken Sie nun auf [Quit], um wieder zu der Eingabezeile zurückzukehren. Merken Sie sich den Namen Ihrer Partitionen. Wir haben sda1 für die Swap und sda2 für die Hauptpartition gewählt.
7. Schritt:
Es gilt nun, das Dateisystem anzulegen und die Partitionen einzubinden. Wir formatieren zunächst die primäre Partition mit mkfs.ext4 /dev/sda2.
8. Schritt:
Legen Sie jetzt das Dateisystem des Typs "swap" über mkswap /dev/sda1 an. Hier nochmal der Hinweis, dass sda1 bzw. sda2 je nach Ihren Einstellungen variieren kann.
9. Schritt:
Nun können Sie die Hauptpartition einbinden und Swap aktivieren. Das klappt über folgende Befehle: mount /dev/sda2 /mnt und swapon /dev/sda1.
Installation des Basis-Systems und weitere Einrichtung
1. Schritt:
Sie müssen nun eine Netzwerkverbindung herstellen, damit Sie die Installation des Basissystems funktioniert. Dieses wird aus dem Internet geladen. Da wir über Ethernet verbunden sind, haben wir eine Netzwerkverbindung. Testen können Sie dieses beispielsweise über ping -c3 heise.de. Empfangen Sie Pakete, besteht auch eine Verbindung.
2. Schritt:
Nach den vorherigen Schritten kann nun endlich das Basissystem von Arch installiert werden. Geben Sie dazu pacstrap /mnt base base-devel linux linux-firmware nano ein. Die Installation kann je nach Netzwerkgeschwindigkeit einige Zeit in Anspruch nehmen.
3. Schritt:
Nach der Installation der benötigten Software müssen Sie eine "fstab" mit UUIDs erzeugen. Das ist eine Datei, die festlegt, welche Laufwerke wo in den Verzeichnisbaum eingehängt werden. Dazu geben Sie den folgenden Befehl ein: genfstab -Up /mnt > /mnt/etc/fstab.
4. Schritt:
Wechseln Sie für weitere Einstellungen in die Betriebssystemumgebung von "/mnt/". Geben Sie dafür arch-chroot /mnt ein. An dieser Stelle empfehlen wir ein Root-Passwort über passwd festzulegen. Folgen Sie dazu einfach den Anweisungen.
5. Schritt:
Nun geht es an die Systemkonfiguration. Möchten Sie einen Rechnernamen festlegen, klappt das über echo hostname > /etc/hostname. Wir gehen von einer deutschen Installation von Arch aus. Deshalb müssen Sie die Spracheinstellunge auch entsprechen ändern über echo LANG=de_DE.UTF-8 > /etc/locale.conf.
6. Schritt:
Sie müssen zudem "/etc/locale.gen" mittels des nano-Editors konfigurieren. Geben Sie dazu nano /etc/locale.gen ein. Aktivieren Sie #de_DE.UTF-8 UTF-8 #de_DE ISO-8859-1 #de_DE@euro ISO-8859-15, indem Sie die Raute # vor allen drei Optionen entfernen. Speichern Sie mit [Strg] + [O] und schließen Sie nano mit [Strg] + [X]. Über locale-gen generieren Sie anschließend die Spracheinstellungen.
7. Schritt:
Weiterhin ist es wichtig, die Tastaturbelegung und Schriftart festzulegen. Das klappt über die Befehle echo KEYMAP=de-latin1 > /etc/vconsole.conf und echo FONT=lat9w-16 >> /etc/vconsole.conf. Darüber hinaus erstellen Sie einen symbolischen Link für die Zeitzone über ln -sf /usr/share/zoneinfo/Europe/Berlin /etc/localtime.
8. Schritt:
Erzeugen Sie eine initramfs über mkinitcpio -p linux. Das initramfs ist ein Archiv, das für den Systemstart benötigte Dateien enthält. Ohne dieses würde Arch Linux also nicht booten.
9. Schritt:
Damit Arch auch erfolgreich bootet, brauchen Sie einen Bootloader. Wir wählen den Grub Bootloader. Installieren Sie diesen via pacman -S grub os-prober. Beim Booten via BIOS geben Sie anschließend grub-install /dev/sda ein. Damit die Grub-Datei auch richtig konfiguriert wird, folgt danach grub-mkconfig -o /boot/grub/grub.cfg. Theoretisch ist Arch Linux jetzt installiert. Über exit > umount /dev/sda2 > reboot hätten Sie ein funktionierendes Arch-Basissystem. Allerdings ohne grafische Oberfläche. Wie Sie einen Desktop installieren und einbinden, erfahren Sie in der nächsten Anleitung.
Optional: Desktopumgebung und Fenstermanager installieren
1. Schritt:
Installieren Sie zuerst den Fenstermanager X bzw. X11, damit der grundlegende Rahmen für Grundfunktionen einer GUI gegeben ist. Geben Sie dazu pacman -S xorg-server xorg-xinit ein. Weiterhin können Sie den passenden Treiber für Ihre Grafikkarte installieren. Eine detaillierte Liste finden Sie unter archlinux.de. Wir installieren den allgemeinen Treiber vesa über pacman -S xf86-video-vesa.
2. Schritt:
Es ist bei deutschem OS auch sinnvoll, die Tastaturbelegung auf deutsch zu konfigurieren. Erzeugen Sie eine Datei mit nano /etc/X11/xorg.conf.d/20-keyboard.conf und schreiben Sie Folgendes hinein: Section "InputClass"Identifier "keyboard"MatchIsKeyboard "yes"Option "XkbLayout" "de"Option "XkbModel" "pc105" Option "XkbVariant" "nodeadkeys" EndSection Speichern Sie mit [Strg] + [O] und schließen Sie nano mit [Strg] + [X].
3. Schritt:
Wählen Sie ihre favorisierte Desktopumgebung für Linux aus und installieren Sie diese. Wir wählen in unserem Beispiel den Gnome Desktop. Dieser wird installiert über pacman -S gnome gnome-extra. Sie können natürlich auch leichtgewichtigere Umgebungen wie LXDE oder Xfce installieren.
4. Schritt:
Damit der X-Server auch weiß, dass Gnome genutzt werden soll, müssen Sie die Zeile "exec gnome-session" in .xinitrc aktivieren. Geben Sie dazu nano ~/.xinitrc ein und löschen Sie das #-Symbol vor der Zeile. Kommentieren Sie ggf. "exec xterm ..." mit # aus. Falls man keine .xinitrc hat, erstellt man diese vorher mit cp /etc/X11/xinit/xinitrc ~/.xinitrc. Speichern Sie mit [Strg] + [O] und schließen Sie den Editor mit [Strg] + [X].
5. Schritt:
Damit Gnome automatisch über einen Service von Systemmd gestartet wird, geben Sie folgenden Befehl ein: systemctl enable gdm. Loggen Sie sich anschließend als Root-User mit exit aus.
6. Schritt:
Beim Neustart wählen Sie "Boot existing OS" und danach "Arch Linux" aus. Danach loggen Sie sich mit Ihren Benutzerdaten ein. Sie haben nun ein funktionierendes Arch Linux mit Gnome-Desktop. Installieren Sie nun Software, legen Sie Benutzer an und passen Sie das System an.
Tipp: Sollten Sie Probleme bei der Installation von Arch Linux haben, empfehlen wir im offiziellen Forum von archlinux.de nachzufragen. Dort finden Sie viele Anleitungen und Erklärungen bei Problemen.