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SSDs als RAID-Verbund nutzen

SSD, Speicher, Festplatte

Ein Festplattenverbund ist eine praktische Angelegenheit: Sie können mehrere SSDs zu einem großen Laufwerk zusammenschließen oder auch eine SSD auf eine andere spiegeln, um im Falle eines Laufwerksdefekts Datenverlust zu vermeiden.

Verbund, RAID, Volume, Pool ...

Zunächst muss mal ein wenig Klarheit in die vielen Fachbegriffe gebracht werden - in aller Kürze: Verbund meint grundsätzlich, dass mehrere Speichermedien, hier SSD-Festplatten, zusammengeschlossen und als ein Laufwerk angesprochen werden. Das kann eine reine Spiegelung (Mirror) sein, die Daten schlicht doppelt vorhält und im Falle eines defekten Laufwerks weiterhin Zugriff darauf bietet. Als Striping bezeichnet man das Verbinden zu einem großen Laufwerk. Durch die parallele Verarbeitung von Zugriffen durch zwei Festplatten entsteht hier ein Performance-Vorteil.

Und drittens gibt es noch Verbünde mit Paritätsinformationen: Dazu werden mindestens drei Festplatten benötigt. Daten werden wie beim Striping über die drei Platten verteilt abgelegt, um die Performance-Vorteile zu bekommen. Zudem werden aber noch die sogenannten Paritätsinformationen (verteilt) gespeichert, über die ebenfalls die Redundanz der Spiegelung erreicht wird.

Am bekanntesten sind diese Konzepte als RAID-Level: RAID 0 für Striping/Performance, RAID 1 für Mirroring/Redundanz und RAID 5 für beide Effekte. Klassischerweise werden RAID-Verbünde hardwareseitig realisiert, sprich über Funktionen des Mainboards. In Zeiten von schnellen SSDs und deutlich verbesserter Software ist dieser Weg jedoch gerade im privaten Umfeld kaum noch nötig. Zudem bietet es längst nicht jedes Mainboard und es gibt keinen universellen Weg.

Verbünde lassen sich aber auch per Software realisieren: Spiegelungen lassen sich ab Windows 7 aufwärts ganz einfach in der Systemsteuerung einrichten. Windows 10 bietet zudem eine Funktion "Speicher-Pools", über die sich daneben auch Striping und die Paritätsvariante mit mehreren Laufwerken realisieren lassen. Im Folgenden sehen Sie zunächst Spiegelung über die Systemsteuerung von Windows 7 und dann Striping und das RAID-5-Pendant unter Windows 10.

Spiegelung einrichten

Voraussetzung für die Spiegelung ist eine leere Festplatte von mindesten gleicher Größe wie der Quellspeicher. Zudem müssen beide SSDs den gleichen Partitionsstil haben und "dynamische Datenträger sein" - mehr dazu gleich. Das Vorgehen:

  1. Rufen Sie die "Datenträgerverwaltung" über das Startmenü oder "Systemsteuerung/System und Sicherheit/Verwaltung/Computerverwaltung" auf.
  2. Machen Sie einen Rechtsklick auf den Quelldatenträger und schauen Sie im Kontextmenü, welche der beiden Optionen zum Konvertieren in einen MBR- oder GPT-Datenträger ausgegraut ist - merken Sie sich, ob MBR oder GPT.
  3. Rufen Sie nun das Kontextmenü der leeren Ziel-SSD für die Spiegelung auf und konvertieren Sie sie gegebenenfalls in einen MBR- oder eben GPT-Datenträger.
  4. Rufen Sie das Kontextmenü der zu spiegelnden Partition auf, wählen Sie "Spiegelung hinzufügen" und anschließend den Zieldatenträger.
  5. Sofern die Warnmeldung erscheint, dass die Laufwerke in "dynamische Datenträger" konvertiert werden müssen, bestätigen Sie dies.
Im Grunde genügt ein Klick auf "Spiegelung hinzufügen" - alles andere ergibt sich durch die Dialoge.

Zu den Parititionsstilen: Heute wird normalerweise GPT verwendet, wenn Sie eine ältere SSD verwenden, könnte sie noch im MBR-Stil partitioniert sein - darum kümmern müssen Sie sich nicht weiter. "Dynamische Datenträger" sind quasi eine Microsoft-Alternative zur Partition, muss Sie an dieser Stelle aber nicht wirklich interessieren. Allerdings: Durch das Konvertieren von einem "Basisdatenträger" in einen dynamischen können sonstige installierte Betriebssysteme von diesen Volumes später nicht mehr gebootet werden. Das muss Sie aber nur interessieren, wenn Sie ein Multi-Boot-System betreiben.

Den Partitionsstil der Ziel-SSD müssen Sie gegebenenfalls anpassen.

Nach dem ganzen Prozedere dauert es eine ganze Zeit, bis die Daten synchronisiert sind. Den Fortschritt sehen Sie in der Übersicht in der Datenträgerverwaltung. Anschließend liegen die Daten gespiegelt vor: Geht eine SSD kaputt, läuft das System einfach weiter mit nur einer SSD.

Zwei mal "C:\" dank Spiegelung, hier am Anfang der Synchronisation (3 Prozent).

Parität und Striping einrichten

Unter Windows 10 realisieren Sie Verbünde über die Funktionen "Speicherpool" und "Speicherplatz". Mit Pool sind ausgewählte Datenträger gemeint, die zu einem oder mehreren Speicherplätzen/Verbünden kombiniert werden können. Es gelten dieselben Voraussetzungen für die Datenträger, sprich leer, derselbe Parititionsstil und beides müssen dynamische Datenträger sein. Das erledigen Sie dort ebenfalls in der Systemsteuerung mit der Datenträgerverwaltung.

Um ein komplexes Quasi-RAID-5 mit drei Speicherplatten einzurichten, gehen Sie wie folgt vor:

    1. Öffnen Sie "Speicherplätze" über das Startmenü oder "Systemsteuerung" > "System und Sicherheit" > "Speicherplätze".
    2. Wählen Sie nun die gewünschten der zur Auswahl gestellten Datenträger und bestätigen Sie mit Klick auf "Neuen Pool und Speicherplatz erstellen".
    1. Pools mit Speichermedien sind die eine Hälfte des Puzzles.
    2. Vergeben Sie im folgenden Dialog Namen, Laufwerksbuchstabe und Dateisystem und vor allem die "Resilienz", also den Verbundtyp, hier zum Beispiel "Parität".
    3. Sofern Sie den Pool später ausbauen wollen, können Sie die maximale Speichergröße auch auf einen Wert setzen, der über dem tatsächlich verfügbaren Speicherplatz liegt.
    4. Beenden Sie die Konfiguration mit einem Klick auf "Speicherplatz erstellen".
    1. Speicherplätze stellen den Hardware-Speicherplatz der Pools über Laufwerksbuchstaben zur Verfügung.
    2. In der Übersicht sehen Sie nun Ihren Pool mit einem ersten Speicherplatz.
  1. Die Übersicht mit Pool und zugehörigen Speicherplätzen.

Auf dieselbe Art lassen sich auch nichtredundante Speicherplätze anlegen ("Einfach (keine Resilienz)") sowie die oben beschriebenen Spiegelungen und zusätzlich 3-Wege-Spiegelungen, die Ihre Daten gegen den Ausfall von zwei Datenträgern gleichzeitig absichern und mindestens fünf Datenträger für den Betrieb benötigen. Daneben stehen unter Windows 10 natürlich auch noch die oben unter Windows 7 genutzten Tools zur Verfügung.

Auch Quasi-RAID-0 und Quasi-RAID-1 stehen zur Verfügung.

Mit den beiden hier vorgestellten Wegen können Sie im Grunde alles realisieren, was Sie wollen: Mehr Performance, mehr Datensicherheit oder beides gleichzeitig. Super ist das zum Beispiel, wenn Sie einen Pool aus alten SSDs (und/oder sonstiger Datenträger) anlegen können. Dann lassen sich unterschiedliche "Speicherplätze" realisieren, die mal Datensicherheit für Backups und mal Performance für Dinge wie Videobearbeitung bieten. Und da Sie wie oben unter Schritt 4 beschrieben eine manuelle Größe festlegen können, die nichts mit der Hardware-Realität zu tun hat, belegen die unterschiedlichen Speicherplätze auch nur so viel Hardware-Speicherplatz, wie wirklich Daten darauf liegen.

Mal als Beispiel: Sie haben zehn alte SSDs zu einem Pool mit insgesamt 1.000 Gigabyte zusammengefasst. Darin betreiben Sie zwei Speicherplätze: "Platz 1" mit 1.000 Gigabyte und "Platz 2" mit 1.500 Gigabyte, beide als einfache Spiegelung. Natürlich können Sie insgesamt nur 500 Gigabyte Daten speichern. Aber Sie dürfen sich aussuchen, wie Sie die 500 Gigabyte verteilen. Wären Platz 1 und Platz 2 Partitionen, würden sie fix den ihnen zugeteilten Hardware-Speicherplatz belegen, beispielsweise 300 und 200 Gigabyte. Und Sie könnten nicht heute temporär 450 Gigabyte auf Platz 1 ablegen und morgen 500 Gigabyte auf Platz 2 - Sie müssten jedes Mal die Partitionierung anpassen.

Ein Pool mit 94,4 Gigabyte speist zwei Speicherplätze mit insgesamt 162 Gigabyte - schon ein abstraktes Konstrukt.

Kurz dynamische Datenträger in Verbünden bieten Ihnen jede Menge Vorteile - sobald Sie einmal das Konzept verstanden haben und die herkömmliche Speicher-Denke ablegen.

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